Heinsberger Zeitung, 17. August 2020
Text und Foto: Heinz Eschweiler
SCHERPENSEEL Die Ortsumgehung Scherpenseel steht fest im Bundesverkehrswegeplan. Jetzt müssen konkrete Pläne gemacht werden.
Seit rund 30 Jahren, vielleicht sind es sogar einige mehr, träumt man in Scherpenseel von einer Ortsumgehung. Viele Pläne wurden ausgearbeitet. Bereits Bürgermeister Rolf Kornetka (Amtszeit 1988 bis 1996) hatte dazu Ideen in der Schublade. Paul-Schmitz-Kröll (1997 bis 2009) blieb ebenfalls am Ball, so wie seit Beginn seiner Amtszeit CDU-Bürgermeister Wolfgang Jungnitsch. Aber auch er wird sich diese Ortsumgehung wohl nicht auf seiner Erfolgsliste schreiben können.
Im Gespräch mit unserer Zeitung wünschte sich im Jahre 2003 auch der damalige Bürgermeister Landgraafs, Bert Janssen, eine Entlastung der Grenzstraat in Waubach, sein deutscher Amtskollege wiederum eine Entlastung der Heerlener Straße in Scherpenseel.
Konkret geht es um die Landstraße 42, die als grenzüberschreitende Verbindung eine regional wichtige Funktion hat. Sie führt durch den langgestreckten Ort Scherpenseel und durch Landgraaf in den Niederlanden.
Durch das hohe Verkehrsaufkommen mit über 10.000 Fahrzeugen am Tag stellt die L 42 ein Sicherheitsrisiko mit hoher Lärm- und Abgasbelästigung dar. Experten haben berechnet, dass die Belastung auf der L 42 durch die Strukturentwicklung bis zum Prognosejahr 2025 um mehr als 4.000 Fahrzeuge pro Tag zunehmen könnte.
Wie eng es dann werden kann, haben die Scherpenseeler Bürger erst vor kurzem erleben können, als Kanalarbeiten auf der gesamten Heerlener Straße den Verkehrsfluss behinderten.
Mittlerweile haben aber auch die politisch Verantwortlichen höherer Ebene das Verkehrsproblem erkannt. Die Ortsumgehung wurde in der Priorität hoch eingestuft, vor einigen Jahren war das noch anders. Da kam die Bezirksregierung Köln im November 2011 zu der Erkenntnis, dass kein Bedarf für eine Neueinstufung auf der Prioritätenliste im Landesstraßenbedarfsplan bestünde. Scherpenseel war damals mit Stufe zwei eingestuft, nur Stufe eins hatte Aussicht auf Erfolg.
Und dann gab es Ende 2011 nach Beschwerden einen Baustopp des Buitenring Parkstad Limburg auf niederländischer Seite. Mittlerweile wurde die Faktenlage neu bewertet. Im Bundesverkehrswegeplan ist das Projekt jetzt fest verankert. Auch der Buitenring (N300) wurde auf niederländischer Seite weitergebaut.
In den Niederlanden muss jetzt eine entscheidende Frage geklärt werden. Wo wird die Grenze überschritten? Die Nachbarn planen, die N300 gleich an die Ortsumgehung Scherpenseel anzuschließen. Bisher galt der Bereich Verlängerung Kreisverkehr Abdissenbosch (vorbei am Reiterhof Heihof) als Favorit für den Grenzübergang. Eine Anbindung könnte auch weiter in Richtung Heide/Brunssum erfolgen, hierfür könnte eine direkte Anbindung des Buitenrings in Höhe des Nato-Afcent-Militärgeländes erfolgen. Sobald diese Frage geklärt ist, kann Straßenbau-NRW mit der Linienbestimmung und dem Flurbereinigungsverfahren beginnen. Die jetzigen Eigentümer von Feld und Flur auf der künftigen Trasse erhalten als Ersatz in unmittelbarer Nähe neue Flächen.
„Wenn die Niederländer ihren Grenzübertritt festgelegt haben, müssen wir uns sputen, denn dann sind sie wieder superschnell“, sagt CDU-Bundestagsabgeordneter Wilfried Oellers auf Nachfrage – und lacht.
Scherpenseels Ortsvorsteher Dietmar Lux sehnt sich auch nach einer schnellen Entscheidung. In der Nähe des Sportplatzgeländes am Scheleberg soll die erste Abfahrt auf die Ortsumgehung erfolgen. Ein Plan sieht vor, dass die Abfahrt Scherpenseel dann Richtung Heerlener Straße (Tankstelle, jetzige Zufahrt Scheleberg) erfolgt. Hier in Höhe des Kreuzungsbereichs Heerlener Straße/Vom-Stein-Straße wird Platz benötigt. Die Planer brauchen Raum für einen weiteren Kreisverkehr. Und dann geht es weiter über die Vom-Stein-Straße in Richtung Marienberg/Palenberg.
Die neue Umgehungsstraße soll die Bezeichnung B 221n erhalten. Auf niederländischer Seite erfolgt die Straße bis zum Buitenring zweispurig, mit jeweils einem Fahrstreifen pro Richtung. Der Buitenring Parkstad Limburg läuft vierspurig mit jeweils zwei Fahrstreifen pro Richtung.