Der Selfkant ist die westlichste Gemeinde Deutschlands. Sie liegt bei 5° 55′ östlicher Länge im nordrhein-westfälischen Kreis Heinsberg. Sie ist Mitglied im Zipfelbund, einer Vereinigung der vier in der jeweiligen Haupthimmelsrichtung am äußersten Rande Deutschlands gelegenen Kommunen.
Die Gemeinde Selfkant liegt in der Landschaft Selfkant zwischen den Flüssen Wurm im Osten und Maas im Westen. Das Gemeindegebiet grenzt im Südwesten unmittelbar an die niederländische Stadt Sittard.
Die nordwestliche Ecke der Gemarkung des Ortsteils Isenbruch bildet den westlichsten Punkt Deutschlands. Auch schon vor den Grenzverschiebungen nach dem Ersten Weltkrieg bei Eupen und Malmedy galt Isenbruch als der westlichste Punkt der preußischen Rheinprovinz bzw. Deutschlands. Eine Informationstafel an der Straße verweist auf den ca. 60 m entfernten Grenzstein 309B, der in einer Hecke steht. Ab 1949 stand der Selfkant unter niederländischer Verwaltung, wurde aber 1963 gegen Zahlung von 280 Millionen D-Mark wieder an Deutschland zurückgegeben.
Die Gemeindegrenze zu den Niederlanden ist rund 27 km lang, die Grenzlinie zu anderen deutschen Gemeinden weist nur 6 km Länge auf. Die Westspitze der Gemeinde Selfkant reicht bis auf 4,75 km an die Maas heran, welche die Grenze zwischen den Niederlanden und Belgien bildet.
Nachbargemeinden:Gangelt, Waldfeucht, Echt-Susteren (NL), Sittard-Geleen (NL), Schinnen (NL), Onderbanken (NL)
Die wichtigste Herrschaft des Selfkants im Mittelalter war zunächst Millen, der Sitz des Geschlechts der Herren von Millen, das im Jahre 1282 in die Herrschaft Heinsberg eingegliedert wurde. Schließlich erwarb im Jahre 1499 der Herzog von Jülich die Herrschaft Heinsberg und Millen wurde zum Sitz eines Jülichschen Amtmannes. Die Orte Tüddern, Wehr, Süsterseel und Hillensberg gehörten zum Amt Born und ab 1709 zum Amt Sittard.
Von 1794 bis 1815 gehörte der Selfkant zum französischen Kanton Sittard. Nach dem Wiener Kongress 1815 kam die Gemeinde zur preußischen Rheinprovinz. Zu dieser Zeit wurde die Grenze zum benachbarten Königreich der Niederlande festgelegt und blieb bis kurz nach dem Zweiten Weltkrieg bestehen.
Die Niederlande forderten nach dem Zweiten Weltkrieg eine Entschädigung für die Kriegsschäden. Als Faustpfand sollte hierzu der besetzte Selfkant dienen. Hierzu wurden die Gemeinden am 23. April 1949 entsprechend der Schlusserklärung der Londoner Deutschland-Konferenz vom 23. Dezember 1948 unter niederländische Auftragsverwaltung gestellt. Sie wurden zu einer Gemeinde zusammengefasst, die als Drostambt Tudderen bezeichnet wurde. Dies bedeutete zugleich aber auch den Verlust der Anbindung der Region an das westdeutsche Eisenbahnnetz, da die Geilenkirchener Kreisbahnen ihren Betrieb im Selfkant einstellen mussten (vgl. hierzu Bahnhöfe im Selfkant).
In der folgenden Zeit wurde in den jetzt niederländischen Selfkant viel investiert, z. B. in den Bau von Wohnungen und Straßen. Im März 1957 begannen die offiziellen Verhandlungen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und den Niederlanden über die Rückgabe des Gebietes. Daraufhin wurde die den Selfkant durchquerende Straße N 274 mit Über- und Unterführungen kreuzungsfrei angelegt, um nach der Gebietsrückgabe eine schnelle Transitverbindung ohne Grenzabfertigung zwischen den niederländischen Städten Heerlen und Roermond zu ermöglichen.
Seit dem 1. August 1963 gehört das Gebiet nach Zahlung von 280 Mio. DM an das Königreich der Niederlande wieder uneingeschränkt zur Bundesrepublik (Dieser Betrag entspricht für das Jahr 2013 inflationsbereinigt 554 Mio. Euro.). Aus dem bestehenden Amt Selfkant wurden die alten Gemeinden Havert, Hillensberg, Höngen, Millen, Süsterseel, Tüddern und Wehr gebildet. Zwei Monate später, am 21. Oktober 1963, wurden die ersten Wahlen der Gemeinderäte unter deutscher Verwaltung abgehalten.
Die einzelnen Gemeinden sowie die Gemeinde Saeffelen aus dem Amt Waldfeucht wurden am 1. Juli 1969 zur Gemeinde Selfkant zusammengeschlossen.
1971 fand im Selfkant das jährliche Intercamp der Pfadfinder statt.
Der im Selfkant liegende Abschnitt der Straße zwischen Heerlen und Roermond wurde 2002 in deutsche Verwaltung übergeben, da die Transitregelung durch das Schengener Abkommen gegenstandslos geworden war. Die Straße wurde daraufhin, nach Herstellung einiger Kreuzungsanschlüsse, als L 410 in das deutsche Straßennetz einbezogen.
Partnergemeinden der Gemeinde Selfkant sind die anderen Zipfelgemeinden der Bundesrepublik Deutschland, also die Gemeinden, die am weitesten nördlich, östlich und südlich liegen. Dabei handelt es sich um das schleswig-holsteinische List auf Sylt, um das sächsische Görlitz und um das bayerische Oberstdorf. Das erste Treffen aller Bürgermeister dieser Städtepartnerschaft fand am 9. und 10. Mai 1998 im Selfkant statt. Nach diesem Treffen wurde anlässlich der zentralen Feierlichkeiten zum Tag der Deutschen Einheit 1999 in Wiesbaden der Zipfelbund geschlossen.