Aachener Zeitung, 20.08.2020
Text und Bild: Nicola Gottfroh
KREIS HEINSBERG Wie kann man dem Strukturwandel in der Region durch Innovation begegnen? Zur Beantwortung dieser Frage hatte das Bundesministerium für Bildung und Forschung im Mai bundesweit dazu aufgerufen, Projektideen zur Bewältigung des regionalen Strukturwandels auf der Basis bis dahin nicht erschlossener Innovationspotenziale zu entwickeln.
Ein Bündnis aus Wirtschaftsförderungsgesellschaft für den Kreis Heinsberg (WFG) und Instituten von RWTH Aachen und Hochschule Niederrhein war der Aufforderung aus Berlin gefolgt und hat ein Konzept für den Kreis Heinsberg erstellt. Aus dem Auftrag entwickelt haben die Beteiligten das Projekt „INGRAIN: Innovationsbündnis Agrar-Textil-Lebensmittel – von Reststoff zu Wertstoff zu Nährstoff“.
Darin geht es letztlich um die Frage, wie es gelingen kann, Reststoffe aus Verarbeitungsprozessen in den Branchen Agrar, Textil und Lebensmittel zu Wert- und Nährstoffen werden zu lassen und damit eine biobasierte und regionale kreislauforientierte nachhaltige Ressourcennutzung zu ermöglichen. WFG-Geschäftsführer Ulrich Schirowski ist überzeugt: „Dieser bisher einzigartige Denkansatz kann im besten Fall dazu beitragen, den regionalen Strukturwandel zu unterstützen und langfristig sichere neue Arbeitsplätze in der Region zu schaffen.“
Aus bundesweit mehr als 130 eingereichten Ideen für entsprechende Innovationsbündnisse zur Unterstützung des Strukturwandels haben es 44 in die nächste Phase geschafft.
„Nun beginnt für uns die wichtigste Phase erst“, betonte Schirowski bei der Übergabe des Förderbescheids im Haus Lennartz in Heinsberg. Mit einer ersten Fördersumme ausgestattet, soll bis zum nächsten Frühjahr aus der Idee nun ein funktionsfähiges Konzept entwickelt werden, auf dessen Basis dann in einer weiteren Bewertungsrunde entschieden wird, ob aus den Visionen mit Hilfe der Förderung anschließend im Kreis Heinsberg und seinem regionalen Umfeld Wirklichkeit werden kann.
Besonderen Blick legen die Projektbeteiligten dabei auf die regionale Landwirtschaft, die sich ebenfalls mit zukunftsweisenden Strukturveränderungen konfrontiert sieht und daher, wie Schirowski betonte, einer Kooperation zu innovativen neuen Produktideen und Geschäftsmodellen zur Textil- und Lebensmittelbranche sehr aufgeschlossen gegenübersteht.
Landrat Stephan Pusch betonte: „Nachhaltigkeit treibt uns im Kreis immer stärker an. Und in unserem landwirtschaftlich geprägten Kreis ist auch die Landwirtschaft einem immer stärkeren Wandel unterlegen.“
Bis Mai 2021, so versicherten Schirowski, Professor Alexander Prange, Vizepräsident für Forschung und Transfer der Hochschule Niederrhein, Professor Thomas Gries, Leiter des Instituts für Textiltechnik der RWTH Aachen, und Dr. Frank Hees, stellvertretender Institutsdirektor Cybernetics Lab IMA & IfU der RWTH, werde man alles daransetzen, das Innovationsbündnis mit Leben zu füllen und eine breite Beteiligung mittelständischer Unternehmen aus den Branchen Agrar, Textil und Lebensmittel der Region verbindlich zu machen.
„Die Verbindung der Sektoren Landwirtschaft, Ernährung und Textil sehen wir als große Chance, neue Arbeitsplätze zu schaffen“, sagte Professor Thomas Gries im Anschluss an die Übergabe des Förderbescheids. Dem stimmte auch Dr. Frank Hees zu. „INGRAIN nutzt die Innovationschance zur nachhaltigen Neugestaltung von Agrar-, Textil-, und Lebensmittelwirtschaft und der Profilierung des Kreises Heinsberg in Post-Corona-Zeiten.“