Rheinische Post, 17.04.2020
Text: Michael Heckers
Foto: Ruth Klapproth
Dalheim Eine gute Botschaft verkündet Marcus Bierei, Leiter des Hauses WaldQuelle in Wegberg-Dalheim. Die wegen der Corona-Krise in ihrer Existenz gefährdete Mutter-Kind-Klinik soll doch unter den Rettungsschirm genommen werden.
Marcus Bierei ist erleichtert. Noch vor einer Woche wusste der langjährige Leiter von Haus WaldQuelle nicht, wie es mit der traditionsreichen Mutter-Kind-Klinik in Wegberg-Dalheim weitergehen soll. Auf Anordnung von NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann musste die Einrichtung des Müttergenesungswerkes am 4. März ihren Betrieb einstellen (unsere Redaktion berichtete). Die Räume sollten freigehalten werden, falls die Krankenhauskapazitäten nicht mehr ausreichten und weitere Räume zur Behandlung von Patienten benötigt würden. Sämtliche Reha-Einrichtungen wurden zu dieser Maßnahme herangezogen und zum finanziellen Ausgleich der ausbleibenden Einnahmen in den Rettungsschirm der Krankenhäuser aufgenommen – nur die Mutter-Kind-Einrichtungen wurden nicht berücksichtigt. Es war eine gesetzliche Lücke entstanden, die Einrichtungen wie das Haus WaldQuelle in eine finanzielle Notlage manövrierte. Marcus Bierei wies auf diesen Missstand unter anderem in einem Offenen Brief an Bundeskanzlerin Angela Merkel und Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hin.
Wegen der angeordneten Schließung steht das Haus WaldQuelle mit seiner 90-jährigen Tradition finanziell stark unter Druck. 73 Arbeitsplätze stehen auf dem Spiel. Die Belegschaft von Haus WaldQuelle ist in Kurzarbeit. Alleine für dem Monat März fehlte der Mutter-Kind-Einrichtung laut Bierei Einnahmen in Höhe von 240.000 Euro. Das Haus habe laufende Kosten in Höhe von 60.000 Euro pro Monat – auch ohne Belegung.
Ihren Betrieb kann die Mutter-Kind-Klinik immer noch nicht aufnehmen. Marcus Bierei geht nach dem derzeitigen Stand der Dinge davon aus, dass dies frühestens Ende Mai der Fall sein wird – und dann nur mit halber Belegung und unter strengen Auflagen. Doch jetzt ist klar: Die Mutter-Kind-Einrichtung wird entgegen der ursprünglichen Planung doch in den vom Deutschen Bundestag aufgespannten Rettungsschirm der Krankenhäuser aufgenommen. Das Haus erhält rückwirkend aus der Liquiditätsreserve des Gesundheitsfonds 60 Prozent seiner Einnahmeausfälle erstattet. „Zusammen mit der Möglichkeit zur Kurzarbeit kommen wir mit dieser Regelung gut über die Runden“, erklärt Marcus Bierei.
„Nach dem Bericht in der Rheinischen Post und im WDR Anfang April hatte sich zunächst Wegbergs Bürgermeister Michael Stock bei mir gemeldet, um nach möglichen Lösungswegen zu suchen“, berichtet Marcus Bierei. „Wir haben daraufhin viel Unterstützung erhalten, viele Menschen und Politiker, über die Parteigrenzen hinaus, haben uns gehört und unterstützt.“
Nachdem Bundesgesundheitsminister Jens Spahn schon vor einigen Tagen angedeutet habe, dass Reha-Kliniken wie das Haus WaldQuelle per Verordnung nun doch unter den Rettungsschirm genommen werden sollen, hätten ihm dies der Heinsberger Bundestagsabgeordnete Wilfried Oellers, der Hückelhovener Landtagsabgeordnete Thomas Schnelle und Bürgermeisterkandidat Marcus Johnen (alle CDU) am Mittwoch (15. April) in einem persönlichen Gespräch bestätigt. „Damit können die trotz der angeordneten Schließung weiter laufenden Kosten getragen werden. Der Fortbestand der bald 100 Jahre alten Einrichtung kann somit gesichert werden“, sagt Bierei.
Er spricht auf der Facebook-Seite von Haus WaldQuelle einer ganzen Reihe von Politikern quer über die Parteigrenzen hinweg und unter anderem den Verantwortlichen des Evangelischen Fachverbandes für Frauengesundheit, der Diakonie Deutschland und des Müttergenesungswerks seinen persönlichen Dank aus. Wilfried Oellers und Thomas Schnelle teilten mit: „Alles andere als die Sicherung des Fortbestands dieser Einrichtung wäre nicht haltbar gewesen. Die Mutter-Kind-Einrichtungen kümmern sich um einen besonders sensiblen Reha-Bereich und sind damit ein unverzichtbarer Bestandteil. Daher muss ihr Erhalt auch in der Corona-Krise gesichert werden.“