Rheinische Post, 23.03.2020
Text: Gabi Laue
Foto: dpa/Henning Kaiser
Kreis Heinsberg Eine Fotomontage im Internet gab den Anstoß zur Idee einer Partnerschaft zwischen dem Kreis Heinsberg und der chinesischen Provinz Wuhan. Vier Abgeordnete aus dem NRW-Landtag und dem Bundestag danken allen Helfern.
Die vier Land- und Bundestagsabgeordneten aus dem Kreis Heinsberg haben in einer gemeinsamen Erklärung allen gedankt, „die derzeit aufopferungsvoll gegen Corona kämpfen“. In einem offenen Brief an die chinesiche Staatsführung hat Landrat Stephan Pusch sich gegen Schuldzuweisungen („Wuhan-Virus“) gewandt und seine Solidarität und sein Mitgefühl ausgedrückt. Am Ende stand die Idee, dass der Kreis Heinsberg und die Provinz Wuhan nach Bewältigung der Corona-Krise eine Partnerschaft eingehen.
„Unser großer Dank gilt allen, die in den Krankenhäusern bis an ihre Grenzen aufopferungsvoll arbeiten, sei es in den Arztpraxen, in den drei mobilen Praxen, den Pflegediensten, Rettungsdiensten, an der Kasse im Geschäft, an vielen anderen Stellen oder im Krisenstab und unserem Landrat Stephan Pusch. Überall da, wo der Laden weiter laufen muss. Hochachtung!“, sind sich MdL Thomas Schnelle, Bernd Krückel (CDU) und Stefan Lenzen (FDP) sowie MdB Wilfried Oellers (CDU) einig.
Neben den vielen Telefonaten um mehr Schutzmaterialien und Unterstützung für die Krankenhäuser gehen bei den Abgeordneten derzeit viele Anrufe und E-Mails derjenigen ein, die mit finanziellen Einbußen bis hin zur Existenzgefährdung zu kämpfen haben. Hier seien alle dabei, die derzeitigen Hilfen zu sichten, zu informieren und diese Probleme an die Ministerien in Bund und Land zu senden: „Wir stehen am Anfang und werden uns mit aller Kraft dafür einsetzen, dass möglichst viel an Unterstützung erfolgt.“ Die Abgeordneten stehen unter ihren im Netz zu findenden Kontaktdaten (E-Mail/Telefon) zur Verfügung.
Einen offenen Brief an China hat Landrat Stephan Pusch am Montag (23. März) veröffentlicht. Ein Mitarbeiter habe ihm ein Bild aus den sozialen Netzwerken gezeigt, erklärt er den Anstoß zu dem Schreiben: „Auf dem Bild ist ein Ortsschild von Heinsberg zu sehen, und unter dem Namen Heinsberg hat jemand eingefügt ,Partnerstadt von Wuhan’“. Darin sieht Pusch eine Schuldzuweisung am Ausbruch der Corona-Epidemie in Deutschland. Gleiches mache der amerikanische Präsident, wenn er vom „Wuhan-Virus“ spricht. „Ich denke, solche Schuldzuweisungen sind das Schlechteste, was man in einer weltweiten Pandemie, die alle Völker und Nationen betrifft, machen kann. Die Menschen im Kreis Heinsberg wissen, was es heißt, gegen das Virus anzukämpfen und Menschenleben zu verlieren. Das beste Rezept zur Bekämpfung des Virus ist Mitmenschlichkeit und Solidarität“, so Pusch.
Er wolle den „Menschen in China, insbesondere in der besonders betroffenen Provinz Wuhan meine Solidarität und mein Mitgefühl“ aussprechen, erwähnt die Spende von Schutzmaterial durch chinesische Mitbürger und betont: „Aus meiner Sicht wird die Menschheit mit dem Coronavirus nur fertig werden, wenn alle Staaten zusammenarbeiten. Die besten Wissenschaftler aller Länder müssten gemeinsame Anstrengungen unternehmen, um schnellstmöglich einen Impfstoff gegen das Virus zu finden.“
Bei medizinischem Schutzmaterial bittet Pusch die Volksrepublik China um Unterstützung. „Da Mediziner in China offensichtlich die meisten Erfahrungen im Umgang mit der Eindämmung und Bekämpfung des Corona-Virus gemacht haben, wäre mir auch an einem fachlichen Erfahrungsaustausch gelegen.“ Und er könne sich vorstellen, „dass in der Phase des ,Wiederaufbaus’ der Kreis Heinsberg und die Provinz Wuhan eine Partnerschaft eingehen“.
Am Nachmittag erhielt Stephan Pusch einen Anruf vom Düsseldorfer Generalkonsul im Auftrag des Botschafters der Volksrepublik China in Berlin. Er habe seine Hilfe angeboten, sagte Pusch in seiner täglichen Videobotschaft um 16.30 Uhr. Der Landrat soll nun Materialwünsche per E-Mail und Fax weiterleiten, und die Chinesen würden dann tun, was sie können, um zu helfen.
Aktuelle Zahlen teilte Kreissprecherin Jennifer Grünter um 18.20 Uhr mit: 24 Covid-19-Tote, 1011 bestätigte Infektionsfälle, 219 genesene Personen im Kreis Heinsberg.