Rheinische Post, 09.01.2020
Text: Willi Spichartz
Foto: dpa/Daniel Bockwoldt
Hückelhoven „Landwirtschaft im Wandel“ war das Thema beim Fachforum „Heinsberger Schweinetag“ in Hilfarth. Die Tierzuchtzentrale Heinsberg hatte unter anderem WDR-Programmdirektor Jörg Schönenborn als Referenten zu Gast.
Landwirtschaft und Medien – kein immer harmonisches Verhältnis. Das wurde nun deutlich beim „Schweinetag“ des Kreises im Saal Sodekamp-Dohmen in Hilfarth, wo knapp 200 Interessenten aus Landwirtschaft, Verbänden, Behörden und Fach-Medien auf Jörg Schönenborn, Programmdirektor des Westdeutschen Rundfunks (WDR), trafen. Die Tierzuchtzentrale des Kreises Heinsberg legte die jüngsten Statistiken zur Schweinehaltung vor – die Zahl der Betriebe und der Schweine ging 2019 gegenüber dem Jahr davor zurück.
Heinz-Rudolf Hilgers hatte als Vorsitzender des veranstaltenden „Vereins zur Förderung der Schweineproduktion für den Kreis“ die in diesem Jahr besonders große Zahl der Mitglieder und Gäste auch im Namen der Tierzuchtzentrale des Kreises mit Beraterin Jessica van Sloun (und Vorgänger Franz-Josef Jaeger) begrüßt; sowie namentlich aus der Politik den CDU-Bundestagsabgeordneten Wilfried Oellers und dessen Parteikollegen, den Landtagsabgeordneten Bernd Krückel. Hilgers sparte dabei nicht an Kritik: „Da die Politik ohne Sachverstand und ohne Beteiligung der Landwirtschaft Verbote und Auflagen beschließt, die für viele Bauern nicht umsetzbar oder schlicht existenzgefährdend sind, hat dies zu den größten Bauernprotesten und Demos der letzten Jahrzehnte geführt. Wir sind es leid, für alles, was in Sachen Umwelt falsch läuft, der Sündenbock zu sein.“
Das vergangene Jahr sei, so Hilgers, für den Ackerbau ein Jahr der Extreme gewesen: mit Dürre und Verboten von bewährten Saatgutbeizen und weiteren Anwendungsbeschränkungen, sie seien verantwortlich für Verteuerungen und „zusätzlichen Ertragseinbußen“. Die neue Düngeverordnung und eine geplante Nutztierstrategie machten eine Schlagzeile wie „Landwirtschaft im Würgegriff der Umwelt“ für das Empfinden vieler Betriebskollegen nachvollziehbar. Gefahr drohe den Tierzüchtern von der Afrikanischen Schweinepest, gegen die es keine Impfung gibt, bei Ausbruch in Deutschland müssten ganze Tierbestände vernichtet werden. Für Menschen und andere Tierarten ist das Virus ungefährlich, betroffen sind Wild- und Hausschweine. Jessica van Sloun hatte die Jahresstatistik für Betriebe mit mehr als 20 Schweinen erstellt, weniger als diese Zahl halten 95 Betriebe, die blieb gegenüber 2018 unverändert. 40.252 (Vorjahr 41.498) Schweine wurden in 142 (145) Betrieben gehalten, darunter 3056 (3375) Zuchtschweine, 19.321 (19.777) Ferkel bis 30 Kilogramm Gewicht und 17.875 (18.343) Mastschweine.
Der Auftritt des WDR-Programmdirektors Jörg Schönenborn hatte neben Kreis-Tierzüchtern auch zahlreiche Fach-Journalisten und unter anderem Verbandsvertreter über NRW hinaus an die Rurbrücke in Hilfarth gelockt. Tenor der Diskussionsbeiträge der Landwirtschaft: Auch im Fernsehen ist „der Bauer der Buhmann“ – Tenor bei Jörg Schönenborn: „Der Bauer ist nicht der Buhmann, sollte sich aber auch als Einzelner und nicht über seine Verbände an die Medien wenden: Wer nichts sagt, wird auch nicht gehört!“