Heinsberger Zeitung, 09.05.2021
Text: Rainer Herwartz
Bild: Anna Petra Thomas
Interview KREIS HEINSBERG Die CDU-Basis im Kreis hat Wilfried Oellers erneut zum Kandidaten für die Bundestagswahl bestimmt. Wir sprachen mit ihm über das Wahlergebnis, seine Anfänge in Berlin und die Zukunftspläne.
Wilfried Oellers (CDU) ist seit 2013 das Gesicht der Christdemokraten des Kreises Heinsberg im Deutschen Bundestag. Und nach dem Willen seiner Parteifreunde an der Basis soll er dies auch weiterhin bleiben. Jetzt wählten sie ihn mit 98 Prozent der abgegebenen Stimmen erneut zu ihrem Kandidaten. Wir sprachen mit ihm über das Wahlergebnis, seine Anfänge in Berlin und die Zukunftspläne.
Als Mitglied des Bundestages seit 2013 sind sie mittlerweile im Berliner Politgeschäft ein alter Hase und die CDU-Basis hat Ihnen abermals mit einem überzeugenden Wahlergebnis das Vertrauen ausgesprochen. Gibt einem das emotionalen Rückenwind für die tägliche Arbeit?
Oellers: Das Ergebnis hat mich sehr gefreut. Ich betrachte dies als ein Votum der Bestätigung und des Vertrauens. Es ist für mich gleichzeitig auch Ansporn und Appell, weiter mit Nachdruck in Berlin für den Wahlkreis zu arbeiten und mit einem engagierten Wahlkampf das Direktmandat erneut zu gewinnen.
Wenn Sie an den Anfang zurückdenken, hat Ihnen der Wechsel aus dem kleinen Heinsberger Ratssaal in den großen Bundestag nicht eine ordentliche Portion Respekt eingeflößt?
Oellers: Ich begegne jeder neuen Herausforderung mit Interesse und mit Respekt. Die erste Zeit in Berlin und im Bundestag war schon eine große Umstellung. Geholfen hat mir dabei die Unterstützung erfahrener Fraktionskollegen, insbesondere die aus der NRW-Landesgruppe und der Wahlkreisnachbarn. Die sitzungsfreien Wochen in der vertrauten Umgebung im Wahlkreis sind mir aber immens wichtig. Hier erhalte ich von den Bürgerinnen und Bürgern Rückmeldungen, Ideen und Anregungen für meine Arbeit in Berlin.
Wenn Sie Ihre Herangehensweise an gesetzte Ziele heute mit damals vergleichen, was hat sich verändert?
Oellers: Was die großen politischen Leitlinien und die Interessen des Wahlkreises angeht, habe ich ein klares Ziel vor Augen, das ich konsequent zu erreichen versuche. Was sich durch die Erfahrung geändert hat, ist, dass ich heute noch besser abschätzen kann, was ich wann, wie und gegenüber wem vorbringen muss, um eine Idee erfolgreich voranzubringen. Wichtig ist für mich, für die Menschen im Kreis Heinsberg und ihre Anliegen da zu sein. Vielen konnte ich in den letzten beiden Legislaturperioden konkret helfen. Derzeit vermisse ich die persönlichen Begegnungen. Digitale Formate können dies nicht ersetzen.
Haben Sie sich auch die eine oder andere blutige Nase holen müssen?
Oellers: Max Weber, der berühmte deutsche Kultur- und Sozialwissenschaftler, hat Politik zutreffend beschrieben: „Politik bedeutet ein starkes langsames Bohren von harten Brettern mit Leidenschaft und Augenmaß zugleich.“ Ausdauer und Beharrlichkeit sind in der Politik unerlässlich.
Sie sind unter anderem ordentliches Mitglied im Ausschuss für Arbeit und Soziales und stellvertretendes Mitglied im Ausschuss für Landwirtschaft und Ernährung. Freiwillige Wahl oder notgedrungen?
Oellers: Diese Ausschüsse waren und sind meine Wunschausschüsse. Mir ist wichtig, in Bereichen tätig zu sein, in die ich eigene berufliche Erfahrungen einbringen kann. Als Fachanwalt für Arbeitsrecht bin ich im Ausschuss für Arbeit und Soziales zuständig für Arbeitsrecht, Tarifrecht und Mitbestimmung. Der Landwirtschaft bin ich sehr verbunden, da meine Eltern bis vor ein paar Jahren einen landwirtschaftlichen Betrieb betrieben haben. Inzwischen bin ich auch noch ordentliches Mitglied im Ausschuss für Recht und Verbraucherschutz. Ebenso bin ich im Laufe der Legislaturperiode in den Richterwahlausschuss nachgerückt, der für die Ernennung der Richter zu den obersten Bundesgerichten zuständig ist. Seit Anfang 2018 darf ich die Aufgabe des Behindertenbeauftragten der CDU/CSU-Bundestagsfraktion ausfüllen. Alle zusätzlichen Aufgaben wurden an mich herangetragen, und ich habe sie gerne angenommen.
Gerade in Corona-Zeiten kommt dem Bereich Arbeit und Soziales eine große Bedeutung zu. Ich denke da an Jobverluste, Kurzarbeit und ihre Folgen. Ist das auch für Sie eine besondere Herausforderung?
Oellers: Die Pandemie ist für alle eine unglaubliche Herausforderung. Im Deutschen Bundestag haben wir unangenehme und unpopuläre Maßnahmen getroffen, um die Ausbreitung des Virus zu verhindern und Leben zu schützen. Gleichzeitig haben wir mit den größten Hilfspaketen in der Geschichte unseres Landes die Folgen der Krise in vielen Bereichen abgemildert. Der Ausschuss für Arbeit und Soziales hatte und hat bei einer Vielzahl der Hilfsmaßnahmen eine federführende Funktion.
Oft ist es sicher für die Parteikollegen auf der heimischen, kommunalen Ebene nicht immer leicht zu erkennen, was ihr Kandidat da in Berlin eigentlich so treibt und eventuell für die eigene Region bewirken kann. Wie versuchen Sie, das zu vermitteln?
Oellers: Der Bundestag hat über 700 Abgeordnete. Bei Abstimmungen treten einzelne Abgeordnete ohne Regierungsämter naturgemäß nicht so stark bundesweit in Erscheinung. Ich berichte wöchentlich über die Ergebnisse der Arbeit im Deutschen Bundestag. Dies geschieht via Social Media, in Pressemitteilungen, mit dem Wochenrückblick auf meiner Homepage oder in Veranstaltungen – derzeit digital. Außerdem können Bürgerinnen und Bürger ihre Anliegen und Fragen stets an mich richten. Entweder geschieht dies durch Informations- und Diskussionsveranstaltungen, durch meine regelmäßigen Bürgersprechstunden, die derzeit immer telefonisch stattfinden, durch vereinbarte Gespräche oder auf dem schriftlichen Wege.
Im Moment haben die Grünen ja die CDU bei Umfragen in der Gunst der Wähler überholt. Sind Sie trotzdem zuversichtlich, dass Sie im nächsten Bundestag unter einem Kanzler namens Armin Laschet arbeiten werden?
Oellers: Den aktuellen Umgang mit Armin Laschet finde ich nicht fair. Armin Laschet hat wichtige Eigenschaften, um ein Land in und nach einer schweren Krise sicher zu führen. Er ist ein guter und erfahrener Regierungschef. Er führt im bevölkerungsreichsten Bundesland eine erfolgreiche Regierung. Und das mit nur einer Stimme Mehrheit im Parlament. Er schafft es, gute und engagierte Leute aus verschiedenen Lagern bei der Politikgestaltung einzubeziehen. Armin Laschet ist ein Landeschef, der seine Politik regelmäßig vorstellt und erläutert, um die Menschen mitzunehmen. Auch das macht einen guten Regierungschef aus. Wir brauchen an der Spitze unseres Landes einen Kanzler, der für den Zusammenhalt unserer Gesellschaft arbeitet und unser Land erfolgreich in die Zukunft führt. Das traue ich Armin Laschet aus voller Überzeugung zu. Im Wahljahr 2005 kämpfte ein sehr selbstbewusster medienaffiner Bundeskanzler Gerhard Schröder um seine Wiederwahl. Kaum einer hätte geglaubt, dass die vergleichsweise eher sachliche Angela Merkel die Wahl gewinnen und eine Ära von Wohlstand und Aufschwung prägen würde.