Rheinische Post, 21.08.2020
Text und Foto: Kurt Lehmkuhl
Erkelenzer Land Bund fördert Innovationsbündnis Agrar, Textil und Lebensmittel mit 233.000 Euro. Staatssekretär Thomas Rachel informierte sich in Heinsberg über die Pläne, Reststoffe in Wert- oder Nährstoffe umzuwandeln.
Die Idee der Wirtschaftsförderungsgesellschaft für den Kreis Heinsberg (WFG) für eine nachhaltige Strukturförderung stieß beim Bundesministerium für Bildung und Forschung auf offene Ohren. In einem Bundesprogramm für „strukturschwierige, ländliche Regionen“ bewarb sich die WFG gemeinsam mit Kooperationspartnern mit dem Programm „Ingrain“. Darin wird geprüft, inwieweit Unternehmen aus den Bereichen Agrar, Textil und Lebensmittel ein Innovationsbündnis bilden können, in dem beispielsweise Reststoffe aus Verarbeitungsprozessen der drei Industriebereiche in Wert- oder Nährstoffe umgewandelt werden können.
Zu den Projektbeteiligten gehören die RWTH Aachen ebenso wie die Hochschule Niederrhein. Die Idee aus dem Kreis Heinsberg ist eine von rund 130, unter denen das Bundesministerium zunächst 44 auswählte. Nun bekommt die WFG mitsamt ihren Partnern die Gelegenheit, ihre Idee zu verfeinern und Lösungen zu bieten. Die erste Phase fördert das Ministerium mit 233.000 Euro, sollte der Kreis den Zuschlag für die Umsetzung im nächsten Jahr erhalten, ist eine Förderung von 15 Millionen für sechs Jahre in Aussicht gestellt.
„Es ist das erste Mal, dass der Kreis Heinsberg Fördermittel aus einem Bundesprogramm erhält“, meinte WFG-Geschäftsführer Ulrich Schirowski zu Thomas Rachel, Staatssekretär im Ministerium für Bildung und Forschung, der zur feierlichen Übergabe eine Bewilligungsurkunde über 233.000 Euro nach Heinsberg gekommen war. „Mit Ingrain wird ein wichtiger Beitrag zum innovationsbasierten Strukturwandel in der Region geleistet“, sagte Rachel. Dadurch werde regional eine biobasierte, kreislauforientierte und nachhaltige Ressourcennutzung ermöglicht. „Genau das ist es, was wir mit unserem Programm ‚Wandel durch Innovation in der Region‘ erreichen wollen.“ Die Idee passe zudem gut zu dem durch den Kohleausstieg in der Region nötigen Strukturwandel, auch wenn es nicht zu den Projekten gehört, die von der Zukunftsagentur Rheinischen Revier auf den Weg gebracht werden.
Landrat Stephan Pusch hob in seiner Ansprache die Zusammenarbeit mit den Forschungseinrichtungen hervor, die rund um den Kreis verteilt sind. In dieser sinnbildhaften Kooperation sei der landwirtschaftlich geprägte Kreis Heinsberg die „verlängerte Werkbank“ der Forschungsinstitute. Er ist überzeugt, dass die WFG ein ausgezeichnetes Konzept vorlegen werde, an dem das Ministerium bei der Auswahl der 25 Projekte, die in der Umsetzungsphase unterstützt werden, nicht vorbeikommen könne.
„Jetzt beginnt die wichtigste Phase“, betonte Schirowski. „Bis Mai 2021 werden wir alles daran setzen, unser Innovationsbündnis mit Leben zu füllen und neben der strategischen Feinjustierung insbesondre eine breite Beteiligung mittelständischer Betriebe aus den Branchen Agrar, Textil und Lebensmittel der Region verbindlich zu machen.“ Die bisherigen Interessenbekundungen aus der Wirtschaft stimmen nach seinen Worten zuversichtlich; „dass es uns gelingt, unter die 25 Bündnisse bundesweit zu gelangen“.
Im Prinzip kann der Kreis bei seinem modernen Ansatz auf ein uraltes Vorbild zurückgreifen: auf den Anbau und die Verwertung von Flachs in der Region, der vielfältig und nachhaltig Verwendung fand, bevor er verdrängt wurde.