Rheinische Post, 26.05.2022
Text und Bild: Christos Pasvantis
Erkelenz Beim Europatag sollen Jugendliche für die Vorzüge eines gemeinsamen Europas sensibilisiert werden. Denn die EU ist längst keine Selbstverständlichkeit mehr.
Ein offenes Europa, grenzenloses Reisen, Arbeiten und Bezahlen, Auslandsaufenthalte und kultureller Austausch – für die meisten jungen Menschen in Europa ist das heutzutage ganz normal. Dass die EU in Zeiten von Brexit, Flüchtlingsströmen und Ukraine-Krieg aber mitten in ihrer tiefsten Krise steckt und es heute mehr denn je für den europäischen Gedanken zu streiten gilt, muss ihnen immer wieder verdeutlicht werden. An den Erkelenzer Schulen passiert das in jedem Jahr mit dem Europatag, an denen sich die Schüler ganz besondere Projekte ausdenken.
Zu verschiedenen Diskussionsrunden hatte etwa das Cornelius-Burgh-Gymnasium in dieser Woche eingeladen. So erzählten verschiedene ehemalige CBG-Schüler von Erfahrungen im EU-Ausland und Beweggründen, die sie zum Studium im Ausland brachten. Sie berichteten von schönen Erfahrungen und Hürden. Dass ein „Work and Travel“ in Großbritannien durchaus auch zum „Work and Survive“ werden kann, erklärte Daniel Spyth, dass man sich an das italienische Verständnis von Pünktlichkeit und Bürokratie erst gewöhnen muss, berichtete Michelle Kämpfer. Ihre Auslandserfahrungen missen wollen sie jedoch nicht. Zum Thema Wirtschaft und Handel im EU-Ausland referierten ehemalige Cusanus-Schüler oder -Eltern wie Stephan Tobies oder Jacqueline Abou-Chaar, der CDU-Bundestagsabgeordnete Wilfried Oellers sprach über die politische Seite der EU.
Im Cusanus-Gymnasium gab es ein Planspiel. Zehn Erdkunde- und Politiklehrer behandelten mit den Jugendlichen in einem ganztägigen Projekt verschiedene Problemstellungen, beispielsweise zu der Frage, ob es eine europäische Hauptstadt geben soll, ob die EU gemeinsam aus der zivilen Nutzung der Atomenergie aussteigen oder ein länderübergreifendes freies W-Lan-Netz aufbauen sollte. Erdkundelehrer Daniel Rütten lobte, wie gut sich die Gruppen mit ihrer Rolle identifizieren und leidenschaftlich diskutierten. „Dabei“, so ergänzte der Europabeauftragte am Cusanus-Gymnasium, Kenan Holger Irmak, „verarbeiteten die Schülerinnen und Schüler auch die Erfahrungen aus dem gegenwärtigen Krieg in der Ukraine, wenn sie beispielsweise beim geplanten Ausbau des W-Lan-Netzes die Risiken von Cyberangriffen aus Drittstaaten problematisierten.“
Einen Europatag plante auch die Erkelenzer Europaschule – wegen des Unwetters in der vergangenen Woche musste er aber um ein paar Tage verschoben werden.