Rheinische Post, 30.05.2022
Text: (red)
Foto: Tobias Koch
Erkelenzer Land Es geht um die Stilllegung von Ackerflächen. Die CDU/CSU-Bundestagsfraktion hält das für den falschen Weg. Wilfried Oellers nennt Gründe.
Über die Folgen des Ukraine-Kriegs für die Versorgungslage in Deutschland, die EU-Agrarreform sowie Umweltschutz und Landwirtschaft spricht Bundestagsmitglied Wilfried Oellers (CDU).
„Die Europäische Union schreibt für das Jahr 2023 eine Stilllegung von vier Prozent der vorhandenen Ackerflächen vor. Wollen Landwirte auch künftig Direktzahlungen der EU erhalten, müssen sie sich daran halten. Das bedeutet, dass in Deutschland bei elf Millionen Hektar Ackerfläche 440.000 Hektar stillgelegt werden müsste“, so Oellers. Der Grund sei, dass die EU die Landwirtschaft ökologischer gestalten will. Oellers: „Aus Sicht der CDU/CSU-Bundestagsfraktion ist die Flächenstilllegung aufgrund des Ukraine-Krieges der falsche Weg. Angesichts der sich verschlechternden Versorgungslage mit Getreide und anderen Nahrungsmitteln muss die Frage der Flächenstilllegungen überdacht werden. Zumindest über das Aussetzen der EU-Regelungen sollten wir sprechen und diskutieren.“ Landwirtschaftsminister Cem Özdemir hatte in einem Radio-Interview zwar Verständnis gezeigt und eine Aufschiebung der EU-Regelungen für möglich gehalten, eine Aussetzung der Flächenstilllegung sei derzeit allerdings nicht abzusehen.
„Der Unionsfraktion ist genauso wie dem Minister sehr an Arten- und Klimaschutz gelegen. Doch die geplante Stilllegung wird hier nicht viel beitragen können. Stillgelegte Flächen werden zunächst als Schwarzbrache verwendet werden. Dies ist weder für Pflanzen noch für Insekten ein bevorzugtes Habitat“, sagt Oellers. Schwarzbrache ist eine Fläche, die der Selbstbegrünung überlassen wird. Eine Aufwertung durch Bepflanzung mit wertvollen Pflanzen oder mit Zwischenfrüchten sei nach EU-Regelungen zu unterlassen, ergänzt Oellers. Eine Bindung von CO² durch Grünpflanzen sei nicht garantiert, genau so wenig wie die Schaffung von Habitaten von Insekten. Das von der EU anvisierte Ziel sei nicht in Sichtweite. Die Frage sei, ob sich eine Aufschiebung der Flächenstilllegungsregelungen positiv auf die Lebensmittelversorgung auswirken könne, und so die indirekten Folgen des Ukraine-Krieges auf dem deutschen Agrarmarkt günstig beeinflussen würde.
Wilfried Oellers erklärt weiter: „Ein Hektar Ackerland kann im Mittel bis zu 50 Tonnen Nahrungsmittel produzieren. Wir reden von ungefähr 22 Millionen Tonnen Nahrungsmittel, die nicht importiert werden müssten, sondern jeweils regional und umweltschonend hergestellt werden könnten. Das sorgt für Preisstabilität und entlastet die Bürger.“ Außerdem, so der Abgeordnete weiter, sei aufgeschoben nicht gleich aufgehoben. Die Agrarreform werde hierdurch zwar nach hinten verschoben, sei aber sicherlich nicht vom Tisch.