Rheinische Post, 10.Dezember 2019
Text: Anke Backhaus
Foto: Jürgen Laaser
Wassenberg NRW-Verkehrsminister Hendrik Wüst gab den Startschuss an der Bundesstraße 221 neu: Die Wassenberger Ortsumgehung ist nun freigegeben. Damit endet ein Kapitel, an dem seit mehr als 50 Jahren geschrieben wurde.
Als Hendrik Wüst, Minister für Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen, am Montag gegen 15 Uhr das Band durchschnitt und so symbolisch die Straße für den Verkehr offiziell freigab, erinnerte sich Leo Stassny an seinen Großvater zurück, der einst Bürgermeister von Wassenberg war. „Das Thema Ortsumgehung Wassenbergs ist weit mehr als 50 Jahre alt. Und heute ist es wohl soweit“, sagte Stassny, der 35 Jahre lang für die SPD im Rat der Stadt Wassenberg saß.
NRW-Verkehrsminister Hendrik Wüst gab mit vielen weiteren offiziellen Vertretern den Startschuss – seit Montagnachmittag darf die Bundesstraße 221 neu rund um Wassenberg befahren werden. Damit erhoffen sich vor allem die Wassenberger Bürger mehr Lebensqualität und Sicherheit, denn die Innenstadt litt jahrzehntelang unter dem stetig wachsenden Verkehr, den die B 221 als Nord-Süd-Verbindung entlang der niederländischen Grenze mit sich gebracht hatte.
Leo Stassny hat die Ortsumgehung nie losgelassen. Als Hannelore Kraft (SPD) im Jahr 2010 Ministerpräsidentin des Landes Nordrhein-Westfalen wurde, sah er eine realistische Chance gekommen, im persönlichen Gespräch mit ihr den Weg für seine Stadt Wassenberg weiter zu ebnen. Und auch Norbert Spinrath gestaltete mit, als er von 2013 bis 2017 Mitglied des Bundestages war. Der SPD-Politiker lotste den damaligen NRW-Verkehrsminister Michael Groschek nach Wassenberg und konfrontierte ihn mit der Situation. Auch Michael Groschek, erklärte Norbert Spinrath, habe auf Anhieb erkannt, dass die Wassenberger Innenstadt vom Verkehr entlastet werden müsse.
Obwohl es unaufhörlich regnete, sprach der NRW-Verkehrsminister von einem schönen Tag. „Ortsumgehungen müssen dort hin, wo der Verkehr die Menschen quält“, sagte Hendrik Wüst. Sogleich blickte er aber auch auf die Lücke, die es noch gibt – gemeint ist Unterbruch. „Wir sind noch in der Planfeststellung“, erklärte Wüst, „doch auch hier soll möglichst schnell gehandelt werden.“
Gerhard Rühmkorf, Ministerialdirigent im Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur, nannte konkrete Zahlen für die Innenstadt Wassenbergs: 11.000 Fahrzeuge täglich wurden gezählt, Tendenz deutlich steigend. Allerdings sei davon auszugehen, dass mit der Freigabe des Abschnitts mindestens mit einer Reduzierung um die Hälfte gerechnet werden dürfe. Es gebe keinen Zweifel daran, dass die Ortsumgehung Sinn mache. Wie Rühmkorf weiter ausführte, sei die B 221n im Bedarfsplan für Bundesfernstraßen aufgeführt. Die neue Straße gewährleistet nun die Verbindung der Autobahnen 46, 52 und 61. Wichtig laut Rühmkorf ist auch: „Beim Straßenbau sind auch Maßnahmen ergriffen worden, die den Eingriff in die Natur ausgleichen.“ Rund 24 Hektar Fläche sind gestaltet worden, entstanden sind unter anderem Aufforstungen und Streuobstwiesen, die Lebensraum für Insekten, Fledermäuse und Kleintiere bieten.
Insgesamt hat die Straße auch eine hohe wirtschaftliche Bedeutung. Landwirtschaft, Transport, Industrie und mehr werden von der B 221n profitieren können. Bei der Freigabe anwesend waren neben dem Kreis Heinsberger Landrat Stephan Pusch die Bürgermeister der Städte Wassenberg, Manfred Winkens, Wegberg, Michael Stock, Hückelhoven, Bernd Jansen, und Erkelenz, Peter Jansen. Auch die politischen Vertreter aus dem Bundestag (Wilfried Oellers) und Landtag (Bernd Krückel, Thomas Schnelle und Stefan Lenzen) waren vor Ort.
Zurück zu Leo Stassny: Zufrieden blickte er auf die Feierstunde, die auf der Straße stattfand. „Ich erinnere mich an so viele Beschlüsse, die immer wieder abgelehnt wurden. Eigentlich hätte man früher für diese Umgehungsstraße demonstrieren müssen.“