Einsamkeit macht krank. Psychisch und auch physisch. Diese Erkenntnis gibt es schon so lange, wie es Menschen und soziale Gefüge gibt. Dennoch ist die Einsamkeit ein Thema, über das nicht gerne gesprochen wird, geradezu ein Tabuthema. Während der vorherrschenden Corona-Pandemie ist dies vermehrt in das Bewusstsein der Öffentlichkeit gerückt. Geschlossene Altenheime, Pflege- und Behinderteneinrichtungen, Bewohner, die ihre Familien und Angehörigen sowie Freunde nicht mehr sehen dürfen, weil die Gefahr einer Ansteckung und eines tödlichen Verlaufs der Infektion zu hoch ist. Kontaktbeschränkungen für Familienangehörige, Abgeschnittensein vom sozialen Leben und vom persönlichen Austausch. Betroffen sind nahezu alle Bevölkerungsschichten und jedwede Altersstruktur. Auch die Einführung von Homeoffice trägt hierzu vermehrt bei. Normalerweise eine Möglichkeit für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, in der Corona-Pandemie gedacht als Möglichkeit zur Vermeidung von persönlichen Kontakten, kann mit Kollegen nicht mehr in direkten Kontakt getreten werden. Dabei verbringen arbeitstätige Menschen einen Großteil ihrer Tageszeit auf ihrer Arbeitsstelle, dem “Sozialraum Arbeitswelt”, mit den Kollegen. Besonders treffen die Kontaktbeschränkungen natürlich die Alten, Menschen mit Behinderungen und Menschen ohne weitere soziale Anbindung innerhalb der Gesellschaft. Grund genug für die CDU-CSU-Bundestagsfraktion, sich dieses Themas anzunehmen. „Ich bin froh darüber, dass die Einsamkeit von Menschen nun stärker in den Fokus rücken konnte“, erläutert der Bundestagsabgeordnete für den Kreis Heinsberg und Behindertenbeauftragte der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Wilfried Oellers. Wie so häufig gehe es hierbei um komplexe Verhältnisse und Situationen, die im Schatten anderer Problemfelder ein wenig zurückblieben, so Oellers. „Mit dem vorliegenden Positionspapier wollen wir die Thematik ganzheitlich analysieren, betrachten, Schlüsse ziehen und Konzepte gegen die Vereinsamung und für die Einbindung von Menschen ohne Beziehung zur Gemeinschaft oder Gesellschaft entwickeln. Gerade die jetzige Situation macht ein Handeln und das Entwickeln einer Strategie notwendig“.
Das Feld der Möglichkeiten ist groß. Es reicht von privatem Engagement und freiwilligem Einbringen von Freizeit einzelner Menschen hin zur Arbeit der Vereine, um anderen zu helfen. Vorantreiben der Digitalisierung, Entwicklung von einfach zu bedienenden Apps zur Kontaktpflege sind einige der Möglichkeiten.
Der Abgeordnete Oellers erklärt: „Was kann ich tun? Welche Nachbarn habe ich lange nicht mehr gesehen? Welcher Kollege wohnt allein? Mit wem habe ich lange nicht mehr gesprochen? Die alles sind Fragen, die man sich selbst stellen kann. Ein einfaches Telefonat kann hier schon oftmals Wunder wirken. Wie geht es Dir, was brauchst Du, wie kann ich Dir helfen? Dies sind Dinge, mit denen man im Kleinen schon einen Erfolg erreichen kann.“ Oellers erläuterte weiter, dass dies aber nur ein kleiner Teil der neuen Strategie der Union sei.
Das Positionspapier geht von einem ganzheitlichen Ansatz aus. Das bezieht nicht nur den persönlichen Einsatz der engagierten Ehrenamtler und Privatpersonen ein. Es bezieht auch die Digitalisierung ein, sowie die stärkere Institutionalisierung der Forschung, Entwicklung datenbasierter Bedarfe, die lokal zielgerichtet sind. Des Weiteren die Vernetzung, Zusammenarbeit und Ergänzung der Akteure, um gute Zwischenergebnisse schon in die Breite tragen zu können und in entsprechende Maßnahmen und Projekte umzusetzen. Hierzu gehören unter anderem auch die Krankenkassen und Träger von Pflege- und Altenheimen. Dazu gehören auch trägerübergreifende Strukturen zur Verbesserung der Einkommens- und Lebenssituation älterer Beschäftigter beim Übergang in die nachberufliche Phase und der Stärkung der sozialen Teilhabe älterer Menschen, die Berücksichtigung des Themas Einsamkeit im Rahmen der betrieblichen Prävention aber auch im Rahmen des Betrieblichen Eingliederungsmanagements – sowie auf kommunaler Ebene die Einrichtung integrativer Co-Generationsviertel und niedrigschwelliger und begegnungs-freundlicher Orte innerhalb von Städten und Stadtteilen sowie Einrichtung von bereichsübergreifenden Stabsstellen zur Engagementförderung in den Kommunen, die sich insbesondere auch um Strukturen für die Schaffung barrierefreier Angebote zum ehrenamtlichen Engagement kümmern.
Außerdem soll ein Einsamkeitsbeauftragter oder eine Einsamkeitsbeauftragte der Bundesregierung bestellt werden, um einen zentralen Ansprechpartner zu haben, der die Umsetzung der Strategie über die beteiligten Ebenen und Ressorts hinweg koordiniert. Ein „nationaler Aktionsplan Einsamkeit“ soll konkrete Ziele definieren und Maßnahmen strukturieren, Impulse für das Engagement der Zivilgesellschaft, von Unternehmen, sozialen Trägern, Ländern, Kommunen und anderen Akteuren geben und Schritte des Bundes initiieren. Dies seien gute Ansätze, die nun in die Tat umgesetzt werden müssten, so Oellers.