Die schwerste Zeit in der Bekämpfung der Pandemie ist offenbar vorüber. Mehr und mehr Beschränkungen werden aufgehoben, und Wirtschaft und Gesellschaft atmen gleichermaßen auf. Das ist der passende Zeitpunkt, um die Lage von Menschen mit Behinderungen auf dem Arbeitsmarkt genauer in den Blick zu nehmen. In einem Fachgespräch digital zum Inklusiven Arbeitsmarkt ging es gemeinsam mit Experten aus den unterschiedlichsten Bereichen von Werkstätten für behinderte Menschen über Berufsbildungswerke, Inklusionsbetriebe, und Unternehmen aus dem ersten Arbeitsmarkt um die Frage, wie die Arbeitssituation für Menschen mit Behinderungen in der Nach-Corona-Zeit weiter verbessert werden kann.
Wir haben viele Hilfspakete geschnürt, um die Folgen abzufedern
Fest steht: Der inklusive Arbeits- und Ausbildungsmarkt ist vielfältig – dazu gehören Menschen mit Behinderungen, die eine betriebliche Ausbildung machen oder in einem DAX-Konzern arbeiten, genauso wie diejenigen, die in einer Werkstatt für behinderte Menschen oder einem Inklusionsbetrieb beschäftigt sind oder eine außerbetriebliche Ausbildung in einem Berufsbildungswerk machen. Durch die Corona-Pandemie wurde auch der inklusive Arbeitsmarkt einem besonderen Stresstest ausgesetzt. Die Arbeitslosigkeit schwerbehinderter Menschen ist von März 2020 bis Januar 2021 von 157.500 auf 180.000 gestiegen. Einrichtungen der beruflichen Reha mussten zeitweilig schließen. Werkstätten für behinderte Menschen (WfbM) und Inklusionsbetriebe gerieten in wirtschaftliche Existenznot. Als CDU/CSU-Fraktion haben wir viele Hilfspakete geschnürt, um die Folgen abzufedern –vom Sozialdienstleister-Einsatzgesetz bis zum Corona-Teilhabefonds. Dennoch würden sich nun drängende Fragen stellen: Wie lässt sich die Beschäftigung schwerbehinderter Menschen sichern? Wie können WfbM, Inklusionsbetriebe und Reha-Einrichtungen nachhaltig gestärkt werden? Und die Potentiale der Digitalisierung nutzen?
Arbeitgeber können sich von der Lotsenstelle leiten lassen
Anna Robra, Abteilungsleiterin Arbeitsmarkt bei der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände, hob hervor, dass sich die Beschäftigungslage gerade auch für Menschen mit Behinderungen als robust erwies. Bei der Gelegenheit erläuterte Robra auch das Teilhabestärkungsgesetz und die Bedeutung der Lotsenstelle, die die Arbeitgeber über die Fördermöglichkeiten für die Beschäftigung schwerbehinderter Menschen beraten soll.
Jürgen Thewes, Vorstand der „Werkstatträte Deutschland e.V.“ beschrieb eindrucksvoll, wie die Pandemie die WfbM und ihre Beschäftigten getroffen hatte. Um die Arbeitsentgelte für die Beschäftigten für die Dauer der Pandemie zu sichern, wurden den Integrationsämtern auf Initiative der Regierungskoalition unter anderem zusätzliche Mittel aus der Ausgleichsabgabe zur Verfügung gestellt. Dennoch habe es Corona-bedingt viele besondere Herausforderungen in den Werkstätten gegeben. Steffen Pietsch wiederum, Gesamtvertrauensperson für die Schwerbehinderten bei der Deutschen Bahn AG, wies darauf hin, dass es trotz der enormen Einschränkungen gelungen sei, die Beschäftigten zu halten – und sogar Neueinstellungen vorzunehmen. Obwohl der Fahrbetrieb zeitweise nur zu 10 oder 15 Prozent ausgelastet gewesen sei, sei die Belegschaft von größeren Umbrüchen verschont geblieben.
Digitalisierung und Homeoffice können Schwerbehinderten den Arbeitsalltag erleichtern
Trotz aller Einbrüche durch die Pandemie sind die Digitalisierung und das Arbeiten im Homeoffice gestärkt worden – wovon letztlich auch Schwerbehinderte in besonderem Maße profitieren könnten. Die Maßnahmen müssen am Schluss den Menschen mit Behinderungen nutzen.