Rheinische Post, 07.09.2022
Text: Anke Backhaus
Bild: Frank Sodermanns
Wassenberg Das Reha-Mobilitätszentrum Sodermanns aus Wassenberg hat seine Kunden befragt – und diese sehen noch viele „Baustellen“, zeigt das Ergebnis.
„Heute stecken wir mitten in einer Mobilitätswende“, sagt Frank Sodermanns, Inhaber des Reha-Mobilitätszentrums Sodermanns in Wassenberg. Er hat sich einen Namen gemacht, weil er Menschen mit Behinderungen mobil hält, weil er mit viel Tüfteln und Geschick Fahrzeuge so umbaut, dass ein Mensch mit Handicap in der Lage ist, selbstständig ein Auto zu steuern. Für viele Menschen mit Behinderung ist das Wassenberger Unternehmen deshalb die Adresse schlechthin.
Sodermanns nimmt sich dieses Themas an, „denn das Zulassungsverbot von Verbrennermotoren in der EU ist bis 2035 beschlossene Sache“. Die E-Mobilität nimmt an Fahrt auf, auch wenn in dieser Hinsicht noch viel zu tun ist, weil immer noch weit mehr als 90 Prozent Autos mit Verbrennermotoren auf den Straßen unterwegs sind.
Von seinen Kunden wollte Sodermanns aus erster Hand nun wissen, wie die Stimmungen und Meinungen aufseiten der Betroffenen aussehen. Vorab: Frank Sodermanns kennt die noch vorhandenen Probleme, dabei spricht er beispielsweise Ladesäulen an, die für Menschen, die auf den Rollstuhl angewiesen sind, fast nicht erreichbar sind, zudem seien die Bedienelemente zu hoch angebracht. Auch sind Bordsteinkanten oftmals zu hoch. Sodermanns: „Bisher ist noch keine optimale Lösung einer serienmäßigen Herstellung barrierefreier Ladestationen gefunden worden. Man fragt sich zwangsläufig, warum nicht zu Beginn der Planung die Bedürfnisse von Menschen mit Behinderung berücksichtigt werden.“ Immerhin: Laut Sodermanns tut sich etwas.
Rund 35 Prozent der Menschen, die auf ein umgebautes Fahrzeug zurückgreifen müssen, fühlen sich gut in Sachen E-Mobilität aufgeklärt, die Mehrheit aber eben noch nicht. Rund 57 Prozent machen sich Sorgen, wenn es keine Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor mehr gibt, denn sie befürchten eine zu geringe Reichweite eines E-Fahrzeuges. Auch befürchten sie, dass die Umbaumöglichkeiten eingeschränkt sind. Weitere Themen sind Anschaffungskosten, Ladeinfrastruktur, die Produktion der Batterien oder auch ein funktionierendes Stromnetz. Weil das Betriebsgelände von Sodermanns komplett barrierefrei ist, steht dort bereits eine Ladesäule, die auch Menschen im Rollstuhl einfach erreichen und nutzen können.
Seit 2014 beschäftigt sich Sodermanns mit dem Umbau von Elektrofahrzeugen. Der in Wassenberg umgebaute e.Go Life war 2022 sogar für den AC² Innovationspreis nominiert. Grundsätzlich, so Sodermanns, könne jedes E-Fahrzeug behindertengerecht umgebaut werden, doch zu beachten sind vor allem zwei Dinge: der Fahrzeugboden und das zulässige Gesamtgewicht. Daher sei es wichtig, diese Komponenten bei der Fahrzeugauswahl zu berücksichtigen.
Mit Wilfried Oellers, den Beauftragten für die Teilhabe von Menschen mit Behinderungen der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, hat Sodermanns kürzlich die komplexe Thematik besprochen.