Heinsberger Zeitung, 29.05.2021
Text und Foto: Daniel Gerhards
WASSENBERG Die Wassenberger CDU diskutiert auf digitalem Weg mit Mitgliedern und Bürgern: Ist die Sperrung der Klosterstraße sinnvoll? Wie entlastet man den Forster Weg?
Wo geht es in Zukunft lang in Sachen Verkehr in Wassenberg? Darüber hat die CDU in ihrem digitalen Bürgerdialog #wirmitdirüber mit interessierten Einwohnern gesprochen. Das Verkehrskonzept für Wassenberg war das erste Thema in diesem Dialog, der künftig mit anderen Themen fortgesetzt werden soll.
Bürgermeister Marcel Maurer (CDU) stand dabei Parteimitgliedern und Gästen Rede und Antwort. Ein strittiger Punkt ist die Klosterstraße. Sie soll, so sieht es der erste Vorstoß der Stadt vor, als Verbindungsstraße zwischen Myhl und dem Zentrum für Autofahrer gesperrt und für Radfahrer reserviert werden. Zuhörer Walter Bienen sprach sich beispielsweise gegen die Sperrung für den Kfz-Verkehr aus.
Seit die Straße durch die Myhler Schweiz gesperrt sei, verlagere sich Verkehr auf die Klosterstraße, sperre man diese nun, verlagere sich der Verkehr weiter in die Stadt hinein. „Das kann ja wohl nicht gewollt sein“, sagte Bienen. Er sieht auch keine Notwendigkeit, die Klosterstraße zu sperren, um Radfahrer zu schützen: „In den engen Bereichen ist die Klosterstraße mit Fahrradwegen bestückt“, sagte Bienen.
Maurer verwies darauf, dass sich im Bereich Kurze Straße und Klosterstraße etwas tun müsse, das sehe auch die Polizei so. Wünschen würde Maurer sich, dass die Autofahrer von Myhl in die Unterstadt die neue B221 nutzen. Das sei zwar etwas mehr Strecke, brauche aber kaum mehr Zeit. Ohnehin ist es erklärtes Ziel des Verkehrskonzeptes, dass die Umgehungsstraße genutzt wird, um Durchgangsverkehr in der Innenstadt zu vermeiden. Wer nicht gezielt nach Wassenberg will, soll außen herum über die L117 und die neue B221 fahren.
Ein „Brennpunkt“ in Sachen Verkehr seien der Forster Weg und die Straße An der Haag, sagte Maurer. Am Forster Weg habe eine Verkehrszählung ergeben, dass dort 3000 Autos pro Tag fahren. „Das ist eine Belastung für die Anwohner. Der Verkehr ist unzumutbar.“ Aktuell kürzen viele Autofahrer, die von der Burgstraße herunter kommen, über diese Straßen ab, um zur L117 zu gelangen. Es gebe sogar Autofahrer aus Birgelen, die durch dieses Wohngebiet auf die L117 fahren, um nicht an der Ampel stehen zu müssen. Klar ist, dort muss sich etwas tun.
Die Lösung, die die Stadt in ihrem Konzept vorsieht, ist sozusagen dreiteilig. Erst einmal soll es verboten werden, von der Burgstraße aus links auf die Roermonder Straße abzubiegen. So kommt man dann auch nicht in die Straße An der Haag hinein. Dann soll aus der abknickenden Vorfahrt an der Kreuzung von Roermonder und Rurtalstraße ein Mini-Kreisverkehr werden. Und an der Kreuzung von Rurtalstraße und L117 soll eine Linksabbiegerspur eingerichtet werden, um langes Warten zu verhindern.
Den Vorschlag, das Linksabbiegen von der Burgstraße aus zu verbieten, kritisierten Peter Weyermanns und Detlef Perrey. Perrey sagte, dass Volksbank, Kreissparkasse und Ärzte dadurch von der Oberstadt aus viel schlechter erreichbar seien. Weyermanns fürchtete, dass die Autofahrer irgendwo wenden, um doch ihren Schleichweg über den Forster Weg nutzen zu können.
Er bevorzuge, den Forster Weg zur Einbahnstraße zu machen. Maurer entgegnete, dass die Einbahnstraßenlösung sicher effektiv sei, sie vom Straßenverkehrsamt aber abgelehnt werde. Ulrich Esch sagte, dass der Breite Weg zu einem ähnlichen Schleichweg im Berufsverkehr geworden sei wie der Forster Weg. Auch dort bedürfe es einer Lösung.
Maurer betonte, dass das Verkehrskonzept noch nicht in Stein gemeißelt sei. Die Stadtverwaltung sei für Anregungen, Vorschläge und Diskussionen offen. Ziel sei, mit der Umsetzung des Konzepts im Jahr 2022 zu beginnen.
Eine wichtige Voraussetzung für viele Planungen ist jedoch, dass die Stadt das Sagen über eine wichtige Straße bekommt. Ein Teil der alten B221 in Wassenberg heißt nun L19. Es handelt sich also um eine Landesstraße, für die das Land NRW jede Änderung genehmigen muss. Und bei Landesstraßen gelte die Maxime der „Durchlässigkeit“ für den Verkehr. Das heißt, viele Veränderungen, die die Stadt nun plant, würde das Land nicht mitmachen. Deshalb hat die Stadt beantragt, die Straßen herunterzustufen. Eine Entscheidung darüber erwartet Maurer in rund fünf Monaten.
Bundestagsabgeordneter Wilfried Oellers (CDU) versicherte, dass „mit Hochdruck“ an einer Weiterführung der B221n gearbeitet werde. Die Ortsumgehung Unterbruch würde auch die Verkehrssituation in Orsbeck entzerren. Von der neuen B221 aus nutzen aktuell viele Autofahrer einen Schleichweg durch Orsbeck, um in Richtung Heinsberg zu fahren. Einen Zeithorizont für die Ortsumgehung Unterbruch konnte Oellers nicht nennen.
CDU-Stadtverbandsvorsitzender Dirk Schulze erinnerte sich an viele Gespräche im Wahlkampf, bei denen der Verkehr im Mittelpunkt gestanden habe. Das unterstreiche die Relevanz des Themas für die Wassenberger. Nachdem auch Grüne, SPD und FDP ein Beteiligungsverfahren zum Verkehrskonzept gefordert hatten, zeigte sich Schulze offen für einen auch parteiübergreifenden Dialog zu dem Thema.