Heinsberger Zeitung, 15.01.2021
Text und Bild: Daniel Gerhards
KREIS HEINSBERG Am Samstag entscheidet die CDU, wer neuer Bundesvorsitzender wird. Die Tendenz der Delegierten aus dem Kreis Heinsberg geht deutlich in Richtung Armin Laschet. Ein digitaler Parteitag könnte auch eine Option auf Kreisebene sein.
Viele Beobachter gehen davon aus, dass das Rennen um den CDU-Parteivorsitz sehr knapp ausgehen wird. Beim digitalen Parteitag, der an diesem Wochenende stattfindet, sind unter den 1001 Delegierten auch sechs Vertreter aus dem Kreis Heinsberg. Bei ihnen ist eine klare Tendenz hin zu Armin Laschet zu erkennen.
Ein offizielles Stimmungsbild von der Heinsberger Basis haben die Delegierten für ihre Wahl nicht mit auf den Weg bekommen. Man vertraut offensichtlich darauf, dass die Delegierten sich selbst ein gutes Bild machen und die richtige Entscheidung treffen. Die ist beim Kreisvorsitzenden Bernd Krückel bereits gefallen. „Ich habe lange abgewogen. Und ich bin mir immer sicherer geworden, dass Armin Laschet der richtige Mann ist“, sagt Krückel. Und er geht davon aus, dass Laschet sich am Ende auch durchsetzen wird. „Ich bin überzeugt, dass Armin Laschet die Nase beim Überschreiten der Zielgeraden vorne hat“, sagt Krückel.
Es deutet sich allerdings ein Kopf-an-Kopf-Rennen an. Aktuelle Umfragen sehen keinen klaren Favoriten. Bei den Anhängern der CDU liegt Friedrich Merz laut Infratest-Dimap mit 29 Prozent vorn, verliert im Vergleich zum November. Laschet und Norbert Röttgen kommen auf jeweils 25 Prozent, wobei Laschet die größten Zugewinne verbucht. Die Umfrageergebnisse sollen die Meinung der CDU-Anhänger widerspiegeln, entscheiden müssen aber die 1001 Delegierten.
Krückel hat überzeugt, dass Laschet sich bereits in verschiedenen Positionen bewiesen hat: Als Landesminister, als Parlamentarischer Geschäftsführer, als Fraktionsvorsitzender und nun als Ministerpräsident. Krückel findet aber auch, dass Laschets Umgang mit Niederlagen ein positives Licht auf ihn werfe. Laschet verlor die Wahl zum Landesvorsitzenden einst gegen Röttgen, und die zum CDU-Fraktionsvorsitzenden im Landtag gegen den heutigen NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann. „Armin Laschet hat nicht mit Verbitterung reagiert. Er hat die Arbeit fortgesetzt und beide Positionen bei späteren Wahlen erreicht“, sagt Krückel. Andere hätten sich da längst abgewandt. Das könnte man als Kritik an Merz verstehen, der sich zwischenzeitlich aus der deutschen Spitzenpolitik verabschiedet hatte. „Armin Laschet ist der Sache treu geblieben“, sagt Krückel.
Landtagsabgeordneter Thomas Schnelle, der ebenfalls für Laschet stimmen will, lobt die ausgleichende Art des Ministerpräsidenten. „Ich traue Armin Laschet von den dreien am ehesten zu, die CDU in ihrer Gesamtheit zu verkörpern“, sagt Schnelle. Laschet könne also den Spagat zwischen dem wirtschaftsnahen und dem Arbeitnehmerflügel schaffen. Schnelle hofft jedoch auch, dass die anderen Kandidaten im Falle eines Sieges von Laschet im Boot bleiben. „Ich würde mich freuen, wenn die beiden anderen in eine wie auch immer geartete Mannschaft eintreten würden“, sagt Schnelle. Röttgen als Außen- und Merz als Wirtschaftspolitiker.
Auch Bundestagsabgeordneter Wilfried Oellers hofft darauf, dass die Partei geeint aus der Wahl hervorgeht. „Dann haben wir einen neuen Bundesvorsitzenden. Es ist wichtig, dass die Partei dann als Einheit zusammensteht“, sagt er. Auch Oellers hat sich bereits für Laschet entschieden. Er betont jedoch, dass alle drei Kandidaten, die er selbst gut kenne, für das Amt geeignet seien. Deshalb sei ihm die Entscheidung nicht leicht gefallen. Laschet schreibt er zu, die Partei einen zu können. „Der entscheidende Punkt ist, dass ich Armin Laschet am meisten zutraue, als Parteivorsitzender das Bindeglied für alle Mitglieder zu sein“, sagt Oellers. Das spreche neben der Regierungserfahrung als NRW-Ministerpräsident für den Aachener Laschet.
Kreistagsmitglied Anna Stelten möchte erst noch die Reden auf dem Parteitag abwarten, bevor sie ihre endgültige Entscheidung trifft. Eine Tendenz hat sie jedoch schon. Und die geht zu Laschet. „Armin Laschet macht einen super Job als Ministerpräsident bei uns in NRW. Und in der Corona-Krise hat er keine schlechte Figur gemacht“, sagt Stelten. Positiv bewertet sie außerdem, dass er im Team mit Jens Spahn antritt, von dessen Arbeit als Gesundheitsminister Stelten überzeugt ist. Auch wenn er wegen der Impfkampagne in der Kritik steht, sehe sie ihn sehr positiv.
Dass Merz besonders bei der Jungen Union über großen Rückhalt verfügt, führt Stelten darauf zurück, dass Merz kein Blatt vor den Mund nimmt. „Friedrich Merz polarisiert sehr“, sagt sie. Das gefalle jungen Leuten, die auch mal gerne „einen anderen Kopf“ haben.
Angesichts von Spekulationen über die Ambitionen des bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder (CSU), eine Kanzlerkandidatur für die Union anzustreben, gilt es noch längst nicht als ausgemacht, dass der neue CDU-Chef auch Kanzlerkandidat wird. Während Oellers betont, dass mit dem Amt des Bundesvorsitzenden auch ein Anspruch auf die Kanzlerkandidatur verbunden ist, sieht Stelten eine völlig andere Option. „Vielleicht wirft Jens Spahn seinen Hut noch in den Ring, und vielleicht lässt Armin Laschet ihm noch den Vortritt“, sagt sie.
Nun steht aber erst einmal eine CDU-interne digitale Bewährungsprobe an. Denn mit dem Online-Wahlparteitag betritt die Partei völliges Neuland. „Dass es uns als CDU gelingt, den ersten digitalen Wahlparteitag zu organisieren, macht mich schon stolz“, sagt Oellers. Das unterstreiche auch die digitale Kompetenz der Partei. Denkbar sei so etwas auch für den Kreis Heinsberg. Oellers möchte hier wieder als CDU-Kandidat bei der Bundestagswahl antreten, aufgestellt ist er allerdings noch nicht. Die Aufstellungsversammlung, die für Ende Oktober terminiert war, musste wegen Corona verschoben werden. Am liebsten wäre Oellers dafür eine Präsenzveranstaltung, aber wenn die Pandemie das nicht zulässt, sei die Partei auch im Kreis Heinsberg offen für digitale Lösungen.