Heinsberger Zeitung, 20. November 2020
Text und Bild: Anna-Petra Thomas
HEINSBERG-DREMMEN Nachdem das Projekt sogar schon Thema im Bundestag war, hat der senegalesische Botschafter aus Berlin seine Landsleute in der Dremmener Korbmacherwerkstatt besucht. Er lobte das Entwicklungsprojekt.
Das neue Projekt aus Dremmen für die Entwicklungspolitik, „Ein Korb voller Hoffnung“ der Hansen Foundation, war schon Thema im Bundestag – und nun hat sich sogar der senegalesische Botschafter in Berlin, Cheikh Tidiane Sall, auf den Weg gemacht, seine sechs Landsleute in der Dremmener Korbmacherwerkstatt zu besuchen.
Das Besondere an diesem neuen, von der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit unterstützten Konzept ist, dass Menschen aus dem Senegal in der Hansen-Werkstatt in Dremmen über sechs Monate zu Korbmachern ausgebildet werden und ihr Wissen dann in ihrem Heimatland an weitere, angehende Korbmacher weitergeben. Mit einer Ausbildung in Deutschland wollen Johannes und Thomas Hansen die Fertigung von Korbwaren qualitativ weiter nach vorne bringen und in einer sogenannten Win-win-Situation Menschen aus Afrika ermöglichen, sich selbst und ihren Mitmenschen in ihrer Heimat ein langfristig regelmäßiges Einkommen zu sichern.
Im Senegal, wo am Senegal River auch der Anbau von Weiden inzwischen erfolgreich läuft, sollen zunächst bis zu 1000 neue Arbeitsplätze entstehen. Bis zu 10.000 neue Arbeitsplätze in Afrika sind das Fernziel des Projekts. Auch die Reste aus der Korbproduktion sollen vor Ort weiterverwendet werden und zusätzliche Arbeitsplätze etwa für Näherinnen von Stoffeinsätzen entstehen. Zudem sei diese Art von Handwerk auch ohne viel Werkzeug in Heimarbeit möglich, ergänzt Johannes Hansen.
Die ersten sechs „Azubis“ sind Ende August in Dremmen angekommen und lernen hier nach zwei Wochen Quarantäne ihr neues Handwerk unter der Anleitung des erfahrenen Korbmachermeisters Duro Domikovic aus Bosnien und Herzegowina. Sie freuten sich natürlich sehr über den hohen Besuch aus ihrem Heimatland, dem sie schon eine große Menge fertiger Körbe präsentieren konnten.
„Das ist für uns ein sehr wichtiges Projekt“, erklärte der Botschafter im Beisein des Bundestagsabgeordneten Wilfried Oellers. Dabei erinnerte er an ein erstes Treffen von Johannes Hansen mit dem senegalesischen Staatspräsidenten in Berlin im Jahr 2018. „Wir haben eigentlich eine Tradition in der Verarbeitung von Stechpalmen“, erklärte Cheikh Tidiane Sall. Er freue sich auf die Rückkehr seiner Landsleute in ihre Heimat und auf den Start des Projekts vor Ort. Dadurch werde vor allem jungen Menschen in seinem Land eine Zukunftsperspektive gegeben, die eine heimliche Emigration verhindern helfen könne.
Bemerkenswert fand er zudem, dass ein Projekt von solcher Tragweite bereits zwei Jahre nach den ersten Gesprächen in die Realität umgesetzt sei. „Das zeigt, wie gut hier alle miteinander gearbeitet haben“, erklärte Wilfried Oellers. Er sprach von einem „Leuchtturmprojekt“ und würdigte vor allem dessen Nachhaltigkeit.
Dabei sei es ihm gar nicht um den schnellen Erfolg gegangen, räumte Johannes Hansen ein, sondern eben genau um die von Oellers erwähnte Nachhaltigkeit. Die Ausbildung in Deutschland helfe zudem dabei, nicht nur die handwerklichen Fähigkeiten, sondern auch viel von unserer Kultur zu vermitteln, betonte er. Und nicht zuletzt gehe es darum, diesen Menschen, die mit Freude und Stolz ihr neues Handwerk in ihrer Heimat ausüben und vermitteln sollen, auch ein dauerhaft ausreichendes Auskommen für ihre Leben vor Ort mit ihren Familien zu ermöglichen.
Saidou Diop, einer der Auszubildenden, freute sich vor allem über die Beteiligung von zwei Frauen an diesem ersten Ausbildungsprojekt in Dremmen. „Wenn sie Frauen helfen, helfen sie unserer ganzen Gesellschaft“, betonte er. Großen Dank sprach er Johannes und Thomas Hansen für ihre Gastfreundschaft aus, die sie alle empfinden lasse, Teil ihrer Familie zu sein. „Wir sind schon Dremmener!“, scherzte er.