Rheinische Post, 22.06.2021
Text: Christos Pasvantis
Bild: dpa/Guido Kirchner
Erkelenzer Land Für 30 Millionen Euro werden im Kreis weitere 1200 Kilometer Glasfaser verlegt. Sogenannte weiße Flecken sollen damit komplett verschwinden.
In Sachen Breitbandausbau muss sich der Kreis Heinsberg im Vergleich mit vielen Nachbarkreisen nicht verstecken. Knapp 50 Prozent der Haushalte haben bereits einen Glasfaseranschluss. Mit einer weiteren Offensive sollen nun die letzten sogenannten „weißen Flecken“ im Kreis beseitigt werden – darunter versteht man Adressen, an denen die Internetschnelligkeit unter 30 Mbit pro Sekunde liegt. Profitieren werden davon 928 Haushalte, 79 Unternehmen, alle drei Krankenhäuser im Kreis Heinsberg sowie 58 Schul- und Weiterbildungsstandorte.
Möglich macht das ganze eine Förderung von fast 30 Millionen Euro von Bund und Land. Nur knapp zehn Prozent des Gesamtvolumens müssen die Kommunen selber tragen. „Heute ist ein sehr wichtiger Tag für den Kreis Heinsberg. Dass man einen Vertrag mit einem Volumen von 30 Millionen Euro unterschreibt, ist auch für einen Landrat nicht alltäglich“, sagte Landrat Stephan Pusch bei der Unterzeichnung des Deals mit der Deutschen Glasfaser.
Das Unternehmen, das eng mit niederländischen Baufirmen zusammenarbeitet, hatte seit 2013 in den zehn Kommunen des Kreises bereits knapp 62.000 Glasfaseranschlüsse bereitgestellt. Ein Großteil war damals im eigenwirtschaftlichen Ausbau erfolgt: Wenn sich 40 Prozent eines Ortes per Unterschrift dazu bereiterklärten, einen Glasfaseranschluss haben zu wollen, wurde gebaut. „Ich kann mich noch gut erinnern, wie ich selber durch meinen Ort gelaufen bin und Werbung dafür gemacht habe“, sagte der Kleingladbacher Stephan Pusch.
Die weißen Flecken, die damals übrig geblieben seien, werden nun versorgt. „Das wird vor allem den Schulen und den Gewerbegebieten, aber auch den Privathaushalten einen erheblichen Schub geben“, sagte der Landrat. Schließlich habe die Corona-Krise von jetzt auf gleich gezeigt, wie wichtig eine ausreichende Bandbreite im Homeoffice, Homeschooling oder beim Streamen von Videos sei. Der Anschluss an ein gigabitfähiges Netz sei „entscheidend für die langfristige Attraktivität von Städten und Gemeinden als Wohn- und Arbeitsstandort“, teilte die Wirtschaftsförderung des Kreises mit. Pusch sagte: „Schnelles Internet zählt heute immer mehr zur Daseinsvorsorge.“
Der Bundestagsabgeordnete des Kreises Heinsberg, Wilfried Oellers (CDU), ist sich sicher: „So sehr die vergangenen anderthalb Jahre gezeigt haben, dass wir auf schnelles Internet angewiesen sind, glaube ich, dass das nur ein Vorgeschmack auf das war, was wir in den kommenden Jahren umsetzen werden.“ Dank der Fördermittel könne der Kreis „nicht nur für die Wirtschaft, sondern auch als Wohngegend“ attraktiv bleiben. Erstaunlicherweise würden zu den weißen Flecken nicht nur Dörfer zählen, die weit außerhalb der Kernstädte liegen, sondern „kurioserweise gerade die Punkte, die eigentlich sehr gut erschlossen sein sollten“, sagte Pusch. Etwa Teile der Erkelenzer Innenstadt oder der Industriepark Rurtal.
Wann der Ausbau startet, ist noch unklar, soll sich aber in den kommenden Monaten entscheiden. Abgeschlossen sein soll er laut Wirtschaftsförderung in zweieinhalb Jahren. Betroffene Bürger sollen frühzeitig informiert werden. Insgesamt wird die Deutsche Glasfaser 450 Kilometer an Leitungen und 1200 Kilometer Glasfaser im Boden verlegen. Schließlich handele es sich bei den rund 1000 Adressen, die jetzt angeschlossen werden, um Standorte im ganzen Kreisgebiet, was einen entsprechend hohen Bauaufwand bedeutet. Allein knapp 400 der Adressen befinden sich im Erkelenzer und Wegberger Stadtgebiet.
Fertig ausgebaut ist der Kreis Heinsberg damit aber noch lange nicht. Während die weißen Flecken bald der Vergangenheit angehören werden, gibt es weiter eine Vielzahl an sogenannten „grauen Flecken“. Das sind Adressen, deren Internetleitung maximal 100 Mbit pro Sekunde schafft. „Auch diese grauen Flecken gilt es zu beseitigen“, sagte Wilfried Oellers.