Heinsberger Zeitung vom 27.09.2021
Text: Thorsten Pracht
Foto: grafik
AACHEN Drei Frauen und sieben Männer, viermal CDU, dreimal SPD, zwei Grüne und ein Linker – die Region entsendet eine bunte Truppe in den 20. Deutschen Bundestag. Ein analysierender Blick auf die veränderten politischen Verhältnisse im Raum Aachen-Düren-Heinsberg.
Die CDU verliert (fast) überall: Wir schreiben das Jahr 2021, die Wahlen zum 20. Deutschen Bundestag sind vorüber. Bundesweit hat die CDU das historisch schlechteste Ergebnis ihrer Geschichte eingefahren. Und auch die CDU im Raum Aachen-Düren-Heinsberg hat in jeder einzelnen Kommune teilweise herbe Verluste hinnehmen müssen.
In jeder Kommune? Nein! In Würselen (plus 1,0 Prozentpunkte) und in Alsdorf (plus 0,3) haben die Christdemokraten tatsächlich Zuwächse erreicht. Aber im Rest des Verbreitungsbietes unserer Zeitung, in weiteren 33 Städten und Gemeinden zwischen Monschau und Wegberg, stand bei den Zweitstimmen unter dem Strich ein dickes Minus im Vergleich zur Wahl 2017.
Auffällig dabei: Speziell in den traditionellen CDU-Hochburgen in der Rureifel und im Kreis Heinsberg müssen die Christdemokraten kräftig einstecken. In Vettweiß liegt das Minus bei 6,2 Prozentpunkten, in Hürtgenwald und Simmerath bei 5,4 und in Monschau bei 6,3 Prozent. Noch schlimmer sieht es im hohen Norden aus: Wegberg minus 8,1 Prozentpunkte, Erkelenz minus 8,6, Wassenberg und Heinsberg minus 7,1, Waldfeucht minus 10,5, Gangelt minus 9,8, Selfkant minus 9,4, Geilenkirchen minus 8,3.
Für den Kreis Heinsberg heißt das konkret: 32,38 Prozent der Zweitstimmen, rund sieben Prozentpunkte weniger als 2017. „Das ist eine Enttäuschung, keine Frage“, sagte Kreisvorsitzender Bernd Krückel. Wilfried Oellers holte zwar zum dritten Mal in Serie das Direktmandat, blieb aber als erster Direktkandidat seit 1949 im Kreis Heinsberg unter 40 Prozent. „Schlecht“ fand er selbst das Ergebnis.
Im Kreis Düren war das Lager des Seriensiegers Thomas Rachel vor dem Wahlsonntag auffällig nervös gewesen. Rachel siegte erneut („Wir haben den Bundestrend gebrochen“), musste aber bei seiner siebten Bundestagswahl wie Oellers erstmals ein Resultat unter 40 Prozent hinnehmen.
Die CDU in der Stadt Aachen wird diesen Schritt nun nachholen müssen, der 67-Jährige Rudolf Henke konnte den Siegeszug des Grünen Oliver Krischer nicht aufhalten. Allein auf die Karte Erfahrung zu setzen, hat einfach nicht gereicht.
Dagegen stand im Wahlkreis Aachen II Catarina dos Santos kurz vor der Überraschung, Amtsinhaberin Claudia Moll (SPD) das Direktmandat wieder abzujagen. Der Altkreis Aachen bleibt die „Wundertüte“ in der Region und ist nun mit drei Abgeordneten in Berlin vertreten, weil auch Benner über die Grünen-Liste ins Parlament einzog.
Apropos Liste: 2013 und 2017 war Norbert Spinrath (SPD, Kreis Heinsberg) auf der Landesliste seiner Partei auf Platz 23 platziert. Das hätte jetzt für den Einzug ins Parlament gereicht. Spinrath musste aber seinen guten Listenplatz vorab für den Gesundheitsexperten Karl Lauterbach räumen. Auch bei den Sozialdemokraten im Kreis Heinsberg stellt sich damit die Frage nach dem Generationswechsel. Mit Thorsten Neumann (Waldfeucht) hatte Spinrath bereits einen Gegenkandidaten im Rennen um die Bundestagskandidatur im Kreis.
Zahlenspiegel: Ihre jeweils besten Ergebnisse landeten die etablierten Parteien hier: CDU in der Gemeinde Selfkant (41,7 Prozent), SPD in Alsdorf (35,4), AfD in Aldenhoven (10,3), die FDP in Heimbach (13,1), die Linken in Aachen (5,4) und die Grünen ebenfalls in Aachen (29,0). Wechsel bei der Zweitstimmenmehrheit gab es in Aachen (CDU zu Grüne), Würselen (SPD zu CDU) sowie in Inden, Düren und Hückelhoven (jeweils CDU zu SPD).
Das engste Rennen lieferten sich Direktkandidaten in der Stadt Düren. Hier lag Thomas Rachel 0,81 Prozentpunkte vor Dietmar Nietan. Den größten Abstand zwischen den Kandidaten gab es in Waldfeucht. Hier lag Wilfried Oellers satte 30,42 Prozentpunkte vor Norbert Spinrath.