30. August 2017
Rheinische Post/Erkelenz
Mit der Bundes-Verteidigungsministerin auf Augenhöhe am Kaffeetisch: In der Scheune mit Blick auf Haus Hall sprach Ursula von der Leyen vor und mit Bürgern. Eindringlicher Appell zum Schluss: „Gehen Sie zur Wahl!“
Als wäre eine gute Bekannte auf einen Kaffee und ein Stück Kuchen vorbeigekommen: Eine Bundesministerin in lockerer Stimmung erlebten Bürgerinnen und Bürger an Haus Hall auf Tuchfühlung. Die schwarzen Limousinen mit Kennzeichen „B“ und Blaulicht nebst Personenschützer traten rasch in den Hintergrund, als Ursula von der Leyen mit großer Herzlichkeit die kleine Lavinia begrüßte, Nesthäkchen der Gastgeber Max Freiherr Spies von Büllesheim und Freifrau Verena. Die stellten der siebenfachen Mutter auch die übrigen Kinder und die enger
Freunde vor, als sich die Ministerin im Speisezimmer von Haus Hall ins Goldene Buch der Stadt und das des Herrensitzes mit „Dank für den tollen Empfang“ eintrug.
„Eine Tasse Kaffee mit…“ war die Idee der Wahlkampfveranstaltung von MdB Wilfried Oellers, die den ehemaligen Kuhstall mit 140 Gästen füllte. Sara Oellers und viele andere Frauen hatten mit Kuchen und Torten ein opulentes Büffet bestückt. Baron von Spies begrüßte Ursula von der Leyen mit der Bemerkung: „Am liebsten wäre die ganze Bevölkerung hergekommen.“ Doch die Ratheimer feierten Schützenfest mit Klompenball, so ließ der Hausherr ein Paar bunte CDU-Klompen überreichen, seine Kinder Eugen (8) und Felicitas (10) brachten Blumen. Vize-Bürgermeister Dieter Geitner – mit Amtskette – begrüßte (angesichts der Charme-Offensive nervös?) die „Frau Bundesverteidigungsministerium“ und stellte kurz die ehemalige Zechenstadt vor. Die sei zeitweise auch „Garnisonsstadt“ gewesen, erwähnte Geitner. Denn auf Haus Hall residierte vor dem Umbau als Wohnsitz ein Stab der Bundeswehr.
Ursula von der Leyen, ehemals niedersächsische Sozialministerin (2003 bis 2005), bis 2009 Bundes-Familienministerin und bis 2013 Bundesministerin für Arbeit und Soziales, dankte für die Gastfreundschaft. Wilfried Oellers lobte sie in höchsten Tönen: Er leiste im Bundestag „unglaublich effizient wertvolle Arbeit“ und vertrete „konsequent und akribisch die Belange der Region und der Menschen in seinem Wahlkreis“. Während der Koalitionspartner murre, alles sei ungerecht, gebe es viel positive Entwicklung: „44 Millionen Menschen haben Arbeit, so viel wie noch nie. Die Wirtschaft brummt, Löhne und Renten steigen, die Preise sind stabil, die Jugendarbeitslosigkeit ist besiegt“, zählte sie auf. „Deutschland ist die Wirtschaftslokomotive, der Stabilitätsfaktor in Europa.“ Seitenhieb auf Martin Schulz – der sei „zu viele Jahre in Brüssel gewesen und habe nicht mitbekommen, was wir geschafft haben“.
Kopfnicken im Publikum beim Hinweis auf an Bürokratiekosten gesparte 1,5 Milliarden Euro. Schmunzeln bei einem Beispiel überflüssiger Regelungen: „Stirbt ein Bediensteter während einer Dienstreise, so ist damit die Dienstreise beendet.“ Das Thema Familie liege der CDU sehr am Herzen, beteuerte von der Leyen. Beifall für ihr Statement: „Mütter sind die wahren stillen Helden unserer Gesellschaft.“ Sie umriss das „Paket für die Familie der Mitte“: Mütterrente, Elterngeld, Kita-Plätze, steigender Kinderfreibetrag, 25 Euro mehr Kindergeld im Monat und „endlich wieder Baukindergeld“. Eindringlich mahnte sie: „Zur Wahl gehen! Wenn im Juni in England die jungen Menschen zur Wahl gegangen wären, hätte es den Brexit nicht gegeben.“
Freundschaftlich-herzlich auch der Abschied: Nach einem Foto mit der Jungen Union noch eins für die Frauen Union. Und eine geduldig ins Handy gesprochene Videobotschaft für den Zweieinhalbjährigen von Philipp Thome, Mitarbeiter von Wilfried Oellers: „Lieber Willem: Sei brav zu deinen Eltern!“