Rheinische Post, 12.04.2021
Text und Bild: Anke Backhaus
Merbeck Weil eine Kürzung der Leistungen für Tagespflege droht, macht sich auch das Haus Margret in Merbeck Sorgen. Deswegen war nun Wilfried Oellers zu Gast.
Die Atmosphäre ist gemütlich. In geselliger Runde sitzen die Senioren an unterschiedlichen Tischen zusammen. Sie verbringen gemeinsam ihre Zeit. Betreut werden sie von Fachkräften, während alle einen Blick in die große und offene Küche werfen können, wo schon die Vorbereitungen für das Mittagessen beginnen.
Es sind Szenen aus dem Haus Margret an der Arsbecker Straße in Merbeck. Diese Tagespflegeeinrichtung leitet Georg Hock. An diesem Tag führt er das Heinsberger Bundestagsmitglied Wilfried Oellers (CDU) durch das Haus und die lichtdurchfluteten Räume mit weitem Blick auf den Wald. Dass Oellers da ist, hat für Hock einen äußerst wichtigen Grund – der in den Plänen von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn begründet liegt. „Er plant, die Leistungen der Tagespflege für Senioren um 50 Prozent zu reduzieren“, beschreibt Hock die Lage, die auch der Verband katholischer Altenhilfe in Deutschland als kritisch ansieht. Es gibt die Befürchtung, dass die Pläne des Bundesgesundheitsministeriums dafür sorgen könnten, dass viele Tagespflegen möglicherweise schließen müssten.
Für die Pläne, so machte es Wilfried Oellers in Merbeck bei seinem Besuch deutlich, habe er und habe auch seine Fraktion kein Verständnis. Oellers: „Gäbe es Einrichtungen wie die Tagespflegen nicht, so bliebe manchen Senioren nur noch der Weg in die Seniorenheime. Gerade die Tagespflegen sind es doch, die es den alten Menschen ermöglichen, noch in ihrem eigenen Zuhause wohnen bleiben zu können. Dies ist vielen Senioren doch sehr wichtig, das ist bekannt.“
Immerhin: Laut Oellers gehe es zunächst um einen ersten Entwurf, also um ein Arbeitspapier, das erst auf der allerersten Ebene liege, machte Wilfried Oellers klar. „Ich bin überrascht von diesen Plänen, denn es wurde ja immer Wert darauf gelegt, die Tagespflegen zu stärken, damit sie wiederum die Senioren dabei unterstützen, so lange wie möglich zu Hause bleiben zu können. Wichtig ist, dass Tagespflegeeinrichtungen Planbarkeit brauchen“, fuhr Wilfried Oellers fort und bekräftigte: „Von Seiten unserer Fraktion aus ist das letzte Wort noch nicht gesprochen.“
Unterdessen beschrieb Georg Hock die Lage in seinem Haus. Seit acht Jahren betreibt er in Merbeck die Tagespflege. Zwölf Mitarbeiter inklusive dreier Auszubildender betreuen 40 Gäste, die in der Regel über einen Pflegegrad verfügen. „In der Tagespflege werden sie einerseits gefordert, etwa mit gymnastischen Übungen oder auch Gehirnjogging. Andererseits werden sie versorgt, beispielsweise mit Frühstück, Mittagessen und Nachmittagskaffee. Bei Bedarf werden die Gäste auch medizinisch unterstützt. Wir fördern das Miteinander. Viele erleben dabei ein Aufblühen, weil sie sich in der Tagespflege dem Trott des Alltags entziehen können.“ Hock denkt nach: „Jens Spahn hat nun vor, die Leistungen der Tagespflegen um 50 Prozent zu reduzieren. Konkret heißt das, dass zum Beispiel ein Gast mit Pflegegrad 3, der bis 1298 Euro Monat Leistungen der Tagespflege abrufen kann – Zahlung durch die Pflegekassen – und damit etwa 14 Tage im Monat die Tagespflege aufsuchen kann, dann nur noch sieben Tage in der Tagespflege sein könnte.“ Dies werde laut Hock von den Gästen kaum zu realisieren sein, weil der Trend in die andere Richtung führe. Denn die Senioren – und ihre Angehörigen – brauchen im Lauf der Zeit mehr Tage. Hock: „Sollte die Tagespflege verkürzt werden, bleibt vielen Gästen nur noch der Weg ins Altersheim.“ Dies könne von den Pflegekassen nicht gewollt sein, weil dann höhere Kosten anfielen.
Zunächst ist gut, und darin waren sich neben Hock, Oellers auch das Wegberger Ratsmitglied Bernd Drossart einig, dass es sich zunächst noch nur um ein Eckpunktepapier handelt, ehe es zu einem Referenten- und dann zu einem Gesetzesentwurf kommt. An eine Umsetzung glaubt Oellers in dieser Legislaturperiode nicht mehr.