11. Februar 2017
Rheinische Post – Kreis Heinsberg
Die Eltern von Dr. Carsten Linnemann betreiben eine Buchhandlung. Deswegen kann der 39-jährige CDU-Bundestagsabgeordnete und Bundesvorsitzende der Mittelstands- und Wirtschaftsvereinigung der CDU/CSU mit Recht behaupten, er stamme selbst aus dem Mittelstand. Zu einer Diskussionsveranstaltung unter dem Titel „Verantwortungsvoller Umgang mit dem Mittelstand im ländlichen Raum“ kam er in die Heinsberger Volksbank. Eingeladen hatten der Kreisverband Heinsberg der Mittelstands- und Wirtschaftsvereinigung der CDU in Nordrhein-Westfalen und der Bundestagsabgeordnete Wilfried Oellers (CDU).
Nach einem Vortrag diskutierte Carsten Linnemann mit Wilfried Oellers, Bert Wirtz, dem Präsident der Industrie- und Handelskammer Aachen (IHK), und Dr. Michael Vondenhoff, Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Heinsberg. „Der Mittelstand ist nicht nur der größte Arbeitgeber, sondern in vielen Bereichen weltweit innovativ“, erklärte Wilfried Oellers die Relevanz, die das Thema aus seiner Sicht hat.
Bevor Linnemann auf den Mittelstand einging, beschrieb er die Grundstimmung in Deutschland, die er derzeit ausmache. Diese sei nämlich geprägt von viel Unsicherheit. Ein Grund dafür seien die Globalisierung und Digitalisierung, die von der Politik außer Acht gelassen worden seien, erläuterte er. Zu lange habe die Politik nur auf die Gewinner geschaut. Für das Jahr macht er deswegen Sicherheit und Gerechtigkeit als Themen fest. Absolute Gerechtigkeit gebe es nicht, aber: „Wenn wir uns an die Spielregeln der sozialen Marktwirtschaft halten, dann schaffen wir Gerechtigkeit“, unterstrich der Bundesvorsitzende schließlich in seinem Vortrag.
Für den Mittelstand machte Linnemann mehrere Vorschläge. Familienunternehmer müssten ihr Geld wieder für schlechte Zeiten zurücklegen können. Außerdem bemängelte er, dass die Tarifkurve lange Zeit nicht angepasst worden sei. „Wir müssen untere und mittlere Einkommen signifikant entlasten“, sagte Linnemann. Zudem sei ein Bürokratieabbau erforderlich. Allein statistische Zwecke belasteten die mittelständischen Unternehmen nach wie vor mit zu viel bürokratischem Aufwand.
Bei der anschließenden Podiumsdiskussion brachten Bert Wirtz und Dr. Michael Vondenhoff die Anliegen der regionalen Industrie, des Handels und der Handwerker ein. Wirtz sprach sich für mehr Gewerbeflächen für die Städte aus. Vondenhoff beklagte die Abschaffung des Meisterbriefes in 53 Handwerken, was zu mangelnder Qualität geführt habe. Außerdem attestierte er einen „Akademisierungswahn“, durch den für das Handwerk viele Fachkräfte verlorengehen.
Auch kritisierte Vondenhoff das von der SPD geplante Rückkehrrecht von Teilzeitarbeitern in Vollzeitstellen. Hier sieht er die Flexibilität und Personalhoheit der kleinen Handwerksbetriebe gefährdet. Linnemann kündigte an, sich für die von den Gesprächsteilnehmern geäußerten Anliegen einzusetzen.