23. September 2013
Rheinische Post, Lokalteil Erkelenz
Erkelenz. Wilfried Oellers war skeptisch, was Prognosen anbelangte. Gemusst hätte er das nicht. Der 38-Jährige holte die vor drei Wochen vorhergesagten 53 Prozent der Erststimmen und ist der neue Mann für den Kreis Heinsberg in Berlin. Er steht damit für Neuanfang und Kontinuität zugleich.
Genau das haben die Wähler gewollt, als sie ihm gestern ihre Stimmen gaben. Der Kreis Heinsberg ist wieder mit einem eigenen Bundestagsabgeordneten in Berlin vertreten, nachdem Leo Dautzenberg sein Mandat 2011 niedergelegt hatte, um in die Wirtschaft zu wechseln. Keine Frage, der Dürener Staatssekretär Thomas Rachel war mehr als eine Aushilfe. Vielleicht war er in dieser Situation sogar der von der CDU seinerzeit angekündigte „Glücksgriff“ – ab heute aber hat der Kreis Heinsberg wieder einen eigenen Abgeordneten im Bundestag.
Gut ist das. Und wichtig. Wilfried Oellers reiht sich in die Liste der Abgeordneten aus dem Kreis Heinsberg ein, die hier ihre Direktmandate gewonnen haben: Sie alle gehörten den Christdemokraten an. An diese Tradition knüpft der neue Mann in Berlin an. Einen Neuanfang macht er trotz dieser Kontinuität, denn Wilfried Oellers vollzieht den Generationswechsel. 38 Jahre ist er alt. Vielleicht hat der Rechtsanwalt aus Heinsberg auch deshalb so viele Stimmen erhalten, weil er jungen wie älteren Wählern klarmachen konnte, dass er der Richtige für diese Ausgabe ist.
Auf Kontinuität setzte der Kreis Heinsberg gestern – abgesehen von den Verlusten für die Grünen und vor allem für die FDP – noch an einer anderen Stelle: Parteien wie die AfD, Piraten oder vom rechten Rand spielten keine größere Rolle. Positiv ist vor allem, dass Letztgenannte keinen wachsenden Zulauf fanden. Positiv ist auch, dass die Wahlbeteiligung wieder gestiegen ist. Gut, dass der Kreis Heinsberg einen Wahlkampf erlebt hat, in dem trotz bundespolitischer Themen viele in der Region wichtige Fragen aufgeworfen wurden: der Braunkohlentagebau und seine Folgen, die Pläne zum Eisernen Rhein, die Verkehrsinfrastruktur.
Die Besuche von etlichen rot-grünen Landesministern sollten weitere positive Folgen haben. Wünschenswert für den Kreis Heinsberg wäre zudem, wenn mit Norbert Spinrath noch ein zweiter Abgeordneter nach Berlin kommen würde, der in einer Kreis Heinsberger schwarz-roten Koalition mit Wilfried Oellers für die hier lebenden Menschen eintreten kann.