28. Feb. 2016
Super Sonntag Erkelenz – Hückelhoven – Wegberg / Seite 1
Demonstranten in Erkelenz wehren sich friedlich gegen einen „Spaziergang“ Rechtsgerichteter
Erkelenz. „Bündnis gegen Rechts“ hat mit seinem Aufruf großen Erfolg.
Ungewöhnlich ruhig für einen Samstag war es in der Innenstadt. Wer konnte, hatte seine Besorgungen schon früh erledigt und sich dann auf den Heimweg
gemacht. Die meisten Geschäfte hatten bereits um zwölf die Türen verriegelt. Denn die von einem rechten Spektrum angemeldete Demonstration unter dem Motto „Bürger stehen auf gegen Asylmissbrauch“ verhieß nichts Gutes. Rund 150 Teilnehmer hatte der NPD-Ratsherr Christian Remberg angemeldet. Am Ende traf sich eine Gruppe von deutlich unter hundert Personen auf dem Vorplatz der Burg, wo sie von der Polizei in Empfang genommen wurden und fast unbeachtet von der Erkelenzer Bevölkerung ihr „Wir sind das Volk!“ sangen. Deutlich mehr los war auf der anderen Straßenseite, wo schon seit dem Vormittag das breite Bündnis gegen Hass, Gewalt und Rassismus Stellung bezogen hatte. Rund 600 Demonstranten waren dem Aufruf gefolgt und mit Besen gekommen, um nach dem Abzug der Rechten zumindest symbolisch die Straßen von Unrat zu reinigen. Unter den Teilnehmern waren auch die beiden Bundestagsabgeordneten Wilfried Oellers und Norbert Spinrath sowie die Landtagsabgeordnete Ruth Seidl.
Norbert Spinrath betonte, dass er angesichts dieser Menschenmenge stolz sei Erkelenzer zu sein, „und das, obwohl ich aus Geilenkirchen stamme“. Oellers sprach von einem Missbrauch der deutschen Fahne, die vor der Burg wehte.
„Diese Fahne steht für demokratische Werte, mit denen diese Menschen nichts am Hut haben“, lautete sein Kommentar. Dies zeige aber auch, dass „bei diesen Menschen relativ weit oben im Körper noch viel Platz sei“. Unter den Rednern war auch der Sänger der Metalband Divine Zero, Björn Harz. Er betonte, dass er
stolz auf seine Stadt sei, die so viele Menschen gegen den „braunen Unfug“ mobilisiert hatte. Bürgermeister Peter Jansen erinnerte daran, dass rechter Terror das Land schon einmal ins Unglück gestürzt hatte. „In Erkelenz ist kein Platz für Hassparolen“, rief er den Zuschauern entgegen. „Erkelenz bleibt eine bunte Stadt, in der Menschen willkommen sind!“ Jansen wurde zur selben Zeit gegenüber bei den Rechten hart kritisiert. Der NPD-Ratsherr Christian Remberg warf Jansen vor, sich vor den Karren der „Linksfaschisten“ spannen zu lassen. Rembergs Anwalt Björn Clemens bewies komödiantisches Talent: Er bemühte die Bibel und die Zehn Gebote, um das Anliegen der Rechten ins rechte Licht zu rücken. Die Rednerliste las sich wie das „Who is Who“ der Rechtsradikalen. Neben dem Bonner Pro-NRW-Stadtrat Christopher Freiherr von Mengersen war unter anderem auch der Hogesa-Mann Dominik Roeseler da. Nach der Kundgebung an der Burg brachen die Rechten zum „Spaziergang“ durch Erkelenz auf, gefolgt von den Gegendemonstranten mit ihren Besen und Trillerpfeifen. Beide Gruppen wurden von der Polizei getrennt.
Die Stimmung unter den Erkelenzer Demonstranten, die das „Bündnis gegen Rechts“ unterstützten, war laut Aussagen von Beteiligten sehr gut. Bis zum Redaktionsschluss dieser Ausgabe gab es von Seiten der Polizei keine besonderen Vorkomnisse. (hewi/ferdi)