10.08.2018
Rheinische Post
Erkelenz Die aufgrund der anhaltenden Dürre wieder aktuelle Diskussion über Klimawandel und grüne Lungen für unserer Städte bot beim Besuch von MdB Wilfried Oellers bei Baumschulen Hallen Gesprächsstoff.
Wie könnte es anders sein in diesen Dürre-Tagen. Beim Besuch des Bundestagsabgeordneten Wilfried Oellers bei der Hallen Baumschulen GmbH in Terreicken sorgte die Situation von Baumschulen und Gartenbaubetrieben in diesem Hitzesommer für Gesprächsstoff. Die Situation sei ernst, sagte Firmeninhaber Bernd Hallen, viele Jungpflanzen seien ausgefallen, und bei den älteren bremse die Dürre den Zuwachs. Immerhin: „Die guten Erkelenzer Lößböden, die das Wasser im Gegensatz zu sandigen Böden noch relativ gut speichern, retten uns derzeit ein wenig.“ Natürlich sei der Bewässerungsaufwand enorm, vor allem nachts sind Brunnen und zwei Standrohre aktiv.
Oellers ist derzeit wieder auf Sommertour, um unter anderem mit Firmen im Kreisgebiet ins Gespräch zu kommen und deren Anliegen aufzunehmen. So waren zum Gedankenaustausch bei Hallen auch Kollegen gekommen, um mitzudiskutieren: Thomas Fell, Kreisverbandsvorsitzender des Gartenbauverbandes, Kreisgärtnermeister Hermann Klauth, und sogar die Präsidentin und die Geschäftsführerin des Landesverbandes Gartenbau NRW, Eva Kähler-Theuerkauf und Christian Worbs, ließen sich die Chance nicht nehmen, dem Bundespolitiker zu erklären, wo die Gartenbauer der Schuh drückt.
Den Gartenbaubetrieben als besonders saisongebundenen Arbeitgebern etwa machen die starren Grenzen des Arbeitszeitgesetzes zu schaffen. Die strikte Begrenzung auf eine Tagesarbeitszeit von zehn Stunden sei nicht immer mit den natürlichen Wachstumseinflüssen und Erntebedingungen kompatibel, betonten die Verbandsvertreterinnen. Gewünscht werden stattdessen flexiblere Lösungen, wie etwa Wochenarbeitszeitgrenzen. Die Beschäftigten wüssten um die besonderen Erfordernisse der Branche auch bei einer phasenweisen Einschränkung der festgelegten Ruhezeiten in der Saison, betonten Hallen und Klauth.
Damit eng verbunden ist das Problem der Saisonarbeitskräfte, die Hallen mittlerweile alle in Festanstellung übernommen hat. Gleichwohl sind viele Betriebe auf sie angewiesen, wünschen aber eine Fortsetzung der 70-Tage-Beschäftigungs-Regelung, um konkurrenzfähig zu sein mit anderen Ländern, die für Saisonkräfte attraktivere Bedingungen schaffen würden. „Die Saisonkräfte in Deutschland werden knapp“, hieß es. Bundesarbeitsminister Heil möchte die Befristung auf 50 Tage wiedereinführen, wogegen sich die Branche wehrt. Ein weiteres Stichwort hieß „Risikomanagement“ in Zeiten des Klimawandels. Der Gartenbauverband kämpft für bezahlbare Versicherungsprämien bei Pflanzenkrankheiten und Wetterschäden, eine Absenkung der Steuer auf Mehrgefahrenversicherungen und die Einführung einer steuerneutralen Gewinnrücklage.
Kaum zu glauben: Aber auch das grüne Handwerk, früher mal begehrt, hat akute Nachwuchsprobleme. Hallen betonte, stets auf Lehrlingssuche zu sein. Kollege Hermann Klauth sagt’s drastisch: „Es ist schlicht niemand zu kriegen.“ Dabei sei das vielfach offenbar mit dem Gartenbau verbundene hausbacken-altmodische Image nicht mehr realistisch, betonte Verbandspräsidentin Kähler-Theuerkauf, „Digitalisierung etwa ist längst Thema auch im Gartenbau, von der automatischen Bewässerung bis hin zum Klimacomputer.“
Die Wichtigkeit sinnvoller Stadtbegrünung – ein weiteres Thema, das die Gartenbauer in Zeiten des Klimawandels mehr für sich nutzen sollten, hieß es in der Diskussion, an der sich auch Ratsherr Klaus Füßer, Bezirksausschuss-Vorsitzender aus Golkrath, beteiligte. Mit Verboten und Satzungen allerdings wollte er dem von allen Anwesenden kritisierten Trend zu „angeblich“ pflegeleichten Steinvorgärten nicht begegnen. Stattdessen sollten Politik und Gartenbau-Gewerbe wichtige Überzeugungsarbeit leisten und klarmachen, dass es grüne Alternativen zu Schotterpisten gebe, die nicht viel mehr Pflegeaufwand erforderten.