Heinsberger Zeitung vom 27.09.2021
Text und Foto: Daniel Gerhards
Meinung KREIS HEINSBERG Die Bundestagswahl im Kreis Heinsberg hat einen, möglicherweise sogar zwei Gewinner. Allerdings sollte keiner von ihnen das Ergebnis durch die rosarote Brille lesen.
Wilfried Oellers (CDU) zieht per Direktmandat für den Kreis Heinsberg wieder in den Bundestag ein. Und Norbert Spinrath hatte am späten Sonntagabend noch die Möglichkeit, über die Landesliste seiner Partei in das Parlament einzuziehen. Beide sollten jedoch nicht zufrieden sein.
Oellers muss mit knapp unter 40 Prozent der Erststimmen deutliche Verluste im Vergleich zur Wahl von 2017 (45,6 Prozent) hinnehmen. Sein aktuelles Ergebnis ist das schlechteste eines CDU-Kandidaten seit dem zweiten Weltkrieg. Das ist sicher zum Teil mit dem negativen Bundestrend zu erklären. Er wird sich allerdings auch fragen müssen, was er selbst tun kann, um bei den Wählern künftig wieder stärker punkten zu können.
Dabei muss er innerhalb der CDU auf der lokalen Ebene vorangehen, denn als Bundestagsabgeordneter ist er eine der prägenden Figuren der Partei im Kreis Heinsberg. Sollte dieser Prozess für die Partei und ihre Protagonisten nicht erfolgreich sein, läuft die CDU Gefahr, bei künftigen Wahlen tatsächlich ihre Vormachtstellung im Kreis Heinsberg zu verlieren.
Norbert Spinrath (SPD) hatte die Möglichkeit, es bei dieser Wahl einmal richtig spannend zu machen. Mit dem positiven Bundestrend im Rücken hätte man erwarten können, dass Spinrath noch deutlich näher an Oellers heranrückt. Spinrath ist mit rund einem Viertel der Stimmen allerdings noch hinter seinem Erststimmenergebnis von 2017 (28,0 Prozent) zurückgeblieben.
Das muss man aus SPD-Sicht als herbe Enttäuschung werten. Wenn Spinrath den Sprung nach Berlin über die Landesliste schafft, ist das für ihn und seine Partei zwar ein starker Trost. In der Analyse darf das allerdings nicht über das schlechte Abschneiden hinwegtäuschen. Weil Spinrath nicht von den guten Werten der Bundespartei profitieren konnte, ist die Spannung im Kreis Heinsberg ausgeblieben.