Heinsberger Zeitung vom 26.10.2020
Text: Anna Petra Thomas
Foto: Colourbox
HEINSBERG-DREMMEN Neben der bekannten Oberbrucher Initiative „Wir für Ruanda“ engagieren sich seit mehreren Jahren auch die Korbwarenhändler Johannes Hansen und sein Sohn Thomas Hansen aus Dremmen für die Entwicklungspolitik auf dem afrikanischen Kontinent, derzeit erfolgreich im Senegal.
„Ein Korb voller Hoffnung“ heißt das Projekt, für das sie vor fast genau einem Jahr, am 11. November 2019, die Stiftung „Hansen Foundation“ gründeten, die von der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit unterstützt wird. Das Besondere an diesem neuen Konzept ist, dass Menschen aus dem Senegal in der Hansen-Werkstatt in Dremmen über sechs Monate zu Korbmachern ausgebildet werden und ihr Wissen dann in ihrem Heimatland an weitere, angehende Korbmacher weitergeben sollen.
„Das ist bisher einzigartig!“, betont Johannes Hansen, der sich nicht nur über die Unterstützung durch die GIZ, sondern auch durch die eines Parlamentsabgeordneten vor Ort im Senegal freut. Die ersten sechs „Azubis“ sind Ende August in Dremmen angekommen und machen nach zwei Wochen Quarantäne unter der Anleitung des erfahrenen Korbmachermeisters Duro Domikovic aus Bosnien und Herzegowina gute Fortschritte. Davon konnte sich jetzt auch der Bundestagsabgeordnete Wilfried Oellers überzeugen, der selbst Mitglied der Hansen-Foundation ist.
Aus seinem Heimatort Horst kennt er die Familie Hansen gut, legte doch Johann Hansen hier im Jahr 1933 den Grundstein für das Unternehmen, das inzwischen seinen Stammsitz in Geilenkirchen hat. Schon Mitte des vergangenen Jahrhunderts sah sich die hiesige Korbwarenfertigung jedoch mit wirtschaftlichen Schwierigkeiten konfrontiert: Steigende Löhne und der Ersatz von Weidenkörben durch Kunststoffprodukte waren das Problem. Die Hansens waren jedoch erfinderisch und sicherten sich mit der Einführung weiß lackierter Wäschekörbe mit Stoffeinsatz und Deckel neue Marktanteile. Auch Rattan-Möbel machten sie in Deutschland populär. Seit Ende der 1960er-Jahre kümmerte sich Sohn Johannes jedoch auch schon um Importware aus europäischen Ländern. In den 1980er-Jahren kamen Importe aus Asien hinzu. Immer blieben jedoch sämtliche Schritte der Grundproduktion vor Ort in den jeweiligen Ländern.
Das ist im neuen Konzept der Hansen Foundation anders. Mit einer Ausbildung in Deutschland wollen Johannes und Thomas Hansen die Fertigung von Korbwaren qualitativ weiter nach vorne bringen und in einer sogenannten Win-win-Situation Menschen aus Afrika erfolgreich dazu ausbilden, sich selbst und ihren Mitmenschen in ihrer Heimat ein langfristig regelmäßiges Einkommen zu sichern. Bis zu 10.000 neue Arbeitsplätze in Afrika sind das Fernziel des neuen Projekts.
Erste Anbauten von Weiden im Senegal waren erfolgreich, wie die Ruten zeigen, die von den ersten Auszubildenden mit nach Dremmen gebracht wurden. So könnten vor Ort, gut 600 Kilometer von der Hauptstadt Dakar entfernt, jetzt auch Flächen am Senegal River genutzt werden, die sonst für die landwirtschaftliche Bearbeitung nur bedingt geeignet wären, weil sie in Überschwemmungsgebieten lägen, erklärt Johannes Hansen. Die angepflanzten Weiden würden wieder nachwachsen und so nachhaltig für Material sorgen.
Vor Ort soll nun in einem weiteren Schritt ein deutsch-afrikanisches Gemeinschaftsunternehmen gegründet werden, das sich um Produktion und Logistik kümmert. Johannes und Thomas Hansen sind überzeugt von der Renaissance ihrer Korbwaren auch hier im Verkauf von Obst und Gemüse oder auch beim Einkauf des Verbrauchers, da sie nachhaltig sind. „Ein Einkaufskorb übersteht in seiner Lebenszeit sicher 1.000 Plastiktüten“, betont Johannes Hansen. Nachhaltig sei diese Initiative aber auch, weil bei der Produktion kein Abfall entstehe. Die abgeschnittenen Spitzen der Weiden könnten für Feuerzwecke verwendet werden, die Schalen als Tierfutter und eventuell auch zur Gewinnung von Salizilsäure für die Pharmaindustrie.
Schließlich könnten durch diese Produktion in Afrika weitere Arbeitsplätze geschaffen werden, besonders auch für Frauen, die sich in der Näherei engagieren und Stoffeinsätze für die Einkaufskörbe fertigen könnten. Nicht zuletzt unterstützen Johannes und Thomas Hansen mit ihrem Projekt die Initiative „Der grüne Knopf“ von Bundesentwicklungsminister Gerd Müller. Mit diesem Siegel werden Textilien aus nachhaltiger Produktion ausgezeichnet. Auch die Transportwege aus diesem westafrikanischen Land seien kürzer als die aus Asien, nennt Johannes Hansen einen weiteren Vorteil. Optimal sei diese Art der Entwicklungspolitik, weil sie nachhaltig die Produktion vor Ort sichere, lobte Oellers die Initiative.
Die ersten sechs Auszubildenden, vier Männer und zwei Frauen, leben derzeit im Hotel der Hansens in Dremmen und kommen aus ganz unterschiedlichen Berufen, von der Hausfrau Bineta Dieng bis zum studierten Ausbilder in der Landwirtschaft, Saidou Diop. Beiden gefällt die Ausbildung in Dremmen sehr gut. „Wir sind hier sehr herzlich aufgenommen worden und werden hier wie Mitglieder der Familie behandelt“, freut sich Saidou Diop.