
Menschenkette gegen Braunkohletagebau in Garzweiler FOTO: dpa, obe cul
23. April 2015
Rheinische Post, Lokalteil Erkelenz
Erkelenz. Aufrufe zur Anti-Kohle-Kette am Samstag. Dirk Heupts: „Zwei bis drei Stunden Zeit für unsere Lebensqualität und Zukunft nehmen.“
Heimatverein, Landtagsabgeordneter, Katholikenrat, Dorfgemeinschaft – viele rufen für Samstag zur Teilnahme an der Anti-Kohle-Kette von Immerath nach Keyenberg auf. „Wir brauchen in der Diskussion um den Klimaschutz und um den Braunkohletagebau die Artikulation der Interessenlage der Bevölkerung vor Ort“, erklärt Dr. Gerd Hachen, CDU-Abgeordneter aus Erkelenz im Düsseldorfer Landtag. Er sei wie der Bundestagsabgeordnete Wilfried Oellers am Samstag beim Delegiertentreffen seiner Partei in Kamp-Linfort, wo die CDU ihre Position zur Klimaabgabe diskutiere. Hachen betont aber, dass er sich freut, wenn sich möglichst viele an der Menschenkette beteiligten.
Sich dem „Heimatverlust“ entgegenzustellen, hält der Heimatverein der Erkelenzer Lande für wichtig. Im vergangenen Jahr hatte er eine wissenschaftliche Tagung auf Haus Hohenbusch zur „Heimat“ gehalten, an die Vorsitzender Günther Merkens erinnert: „Dort haben wir wissenschaftlich fundiert feststellen müssen, welche nachhaltigen Veränderungen durch den Verlust der Heimat für jeden Einzelnen und für die lokalen Gesellschaften entstehen.
Und noch ein wichtiges Element bei der Befassung mit Umsiedlung wurde deutlich: Bereits wenige Kilometer entfernt von der ,Betroffenheitsfläche‘ wird das Wissen um die sozialen, kulturellen und geschichtlichen Zusammenhänge immer geringer. Insoweit trägt die für Samstag regional groß und friedlich geplante Aktion zur Änderung in der Energiepolitik dazu bei, noch einmal auf die berechtigten Interessen der Menschen hinzuweisen, die für eine kurzzeitig verstromte Substanz, die Braunkohle, ihre in vielen Jahren entwickelten Verbindungen, wirtschaftlichen Grundlagen und kulturellen Güter verlieren.“
„Kommen Sie zur Menschenkette“, sagt auch Lutz Braunöhler als Vorsitzender des Katholikenrats der Region. Die Wirtschaftsdaten des Tagebaubetreibers zeigten aus seiner Sicht, dass Garzweiler II „unrentabel ist. Wir fordern daher: An der Autobahn 61 ist Schluss. Die weiteren Orte dürfen nicht abgebaggert werden.
Diese Grenzlinie wäre auch wirtschaftlich sinnvoll.“ Schon 2013 habe die Dialogwanderung mit dem Bischof deutlich werden lassen: „Über Garzweiler II muss noch einmal intensiv nachgedacht werden.“ Und nicht zuletzt ruft Dirk Heupts, Geschäftsführer der Dorfgemeinschaft Holzweiler, die Erkelenzer auf: „Zwei bis drei Stunden am Samstag – Zeit für unsere Lebensqualität und Zukunft – das sollte doch möglich sein.“