Rheinsiche Post vom 13.12.2022
Text und Bild: Anke Backhaus
Wassenberg · Mit einer bewegenden Gedenkfeier gab die KAB Wassenberg/Myhl nun den Blick auf ihre Krippe frei. Warum damit Spenden gesammelt werden.
Dass er Weihnachtskrippen bauen kann, ist in Wassenberg mittlerweile sehr bekannt. Roland Tetzlaff von der Katholischen Arbeitnehmerbewegung (KAB) Wassenberg/Myhl, der auch Mitglied im Diözesanvorstand der Aachener KAB ist, beteiligt sich auch am bekannten Wassenberger Krippenweg in der Oberstadt. Nun aber hat Tetzlaff eine Krippe gebaut, die er der Ukraine widmet – genauer gesagt: Mit dieser Krippe sammelt die KAB Wassenberg/Myhl Spenden für ukrainische Waisenkinder. „Die Kinder sind traumatisiert. Es gibt eine Art Auffanglager für die Kinder, die in dem schrecklichen Krieg ihre Eltern verloren haben. Dieses Lager befindet sich an der Grenze zu Ungarn“, erklärte Tetzlaff, der in seinen Garten eingeladen hatte, dort fand eine Gedenkveranstaltung für die Menschen in der Ukraine statt.
Dort hatten sich viele Menschen versammelt, darunter auch Propst Thomas Wieners von der Pfarrei St. Marien und der CDU-Bundestagsabgeordnete Wilfried Oellers. Zu den Hauptakteuren zählten allerdings drei Frauen: Radmila Boochs, Marianna Tsugulya und Maria Kozina. Die Frauen stammen aus der Ukraine und sind ausgebildete Opernsängerinnen. Unter anderem mit volkstümlichen Liedern aus ihrer Heimat brachten sie die Kultur des Landes nach Wassenberg. „Die Ukraine ist ein schönes Land. Die Ukraine ist stark“, machten die Sängerinnen deutlich. Wegen des Krieges habe die Ukraine sehr viel Leid erleben müssen, doch man wolle geschlossen für das Land, für die Heimat einstehen, unterstrichen die Frauen übereinstimmend.
Der Erkelenzer Theo Sommer brachte Gedanken mit nach Wassenberg, die zum eigenen Nachdenken anregten. „Frohe Weihnachten, das wünscht man sich gemeinhin in dieser Zeit. Aber hinterfragen wir uns eigentlich, ob das Weihnachtsfest für unser Gegenüber tatsächlich so froh ist?“, stellte Sommer die bewusst provokante Frage. Nicht in allen gehe es froh zu, Diskrepanzen müsse man aushalten. Und den Krieg dürfe man schon gar nicht ignorieren, befand Sommer. Umso wichtiger sei es, dass Liebe in die Herzen der Menschen geboren werde.
Das aktuelle Kriegsgeschehen in der Ukraine erinnert Roland Tetzlaff an Ereignisse vor rund 60 Jahren, darauf ging er auch bei der bewegenden Gedenkfeier im Garten ein. „Vor 60 Jahren stand die Welt schon einmal am Abgrund. Die Kubakrise jagte uns damals Angst und Schrecken ein. Im März 1963 wurde dann die Enzyklika von Papst Johannes XXIII. veröffentlicht, die in der heutigen Zeit mehr denn je an Bedeutung gewinnt.“
Diese Enzyklika trug den Titel „Pacem in Terris“ (übersetzt aus dem Lateinischen bedeutet das: Über den Frieden unter allen Völkern in Wahrheit, Gerechtigkeit, Liebe und Freiheit); es war übrigens die erste Enzyklika, in der sich ein Papst nicht nur an die römisch-katholische Kirche, sondern „an alle Menschen guten Willens“ richtete. Papst Johannes XXIII. reagierte mit dem Werk, mit der Enzyklika, auf die damalige schwierige politische Situation in der Welt, neben der Kubakrise spielte darüber hinaus auch noch der Bau der Berliner Mauer und der Kalte Krieg im Allgemeinen eine wesentliche Rolle in der veröffentlichten Enzyklika.
Dass es in Wassenberg überhaupt zu einer Krippe für die Ukraine gekommen ist, kam so: Roland Tetzlaff ist seit mehr als einem Jahr Mitglied im Diözesanvorstand der KAB in der Diözese Aachen. „In einer Diözesanleitungsbesprechung im April hatten wir die Idee, in irgendeiner Form etwas für die Ukraine zu tun. Die KAB will so ihre Solidarität mit dem ukrainischen Volk bekunden“, erzählt er. Bei der Gedenkfeier kamen 702 Euro an Spenden zusammen. Tetzlaff hofft, bis Januar die 1000 Euro knacken zu können, um den Kindern eine schöne Summe zukommen lassen zu können.
Die Krippe für die Ukraine, zu sehen Am Römerhof 81 in der Oberstadt, ist zu finden im Verlauf des Krippenweges. Roland Tetzlaff öffnet seine Krippe zur Besichtigung täglich von 9 bis 21 Uhr. Der Krippenweg ist noch bis zum 8. Januar zu sehen.