Heinsberger Zeitung, 5. JULI 2019
Text: Anna-Petra Thomas
Foto: Spielmannszug Grün-Weiß Kirchhoven
HEINSBERG-KIRCHHOVEN Es waren 14 Männer, die sich 1919, nach dem Ende des Ersten Weltkriegs entschlossen, dem Wunsch der Schützenbruderschaft St. Hubertus in Kirchhoven zu entsprechen und einen Trommlerverein zu bilden. Es wurde fleißig geübt, Bruderschaft und Spielleute schafften Instrumente an, und schon im Herbst 1919, zum Patronatsfest der Bruderschaft, fand morgens der erste Aufzug zur Kirche statt.
Bereits zwei Jahre später nahmen die Spielleute an einem Trommlerwettstreit in Straeten teil und errangen bei der Parade den ersten Preis. Im selben Jahr noch trennten sie sich von den Schützen. „Die Bruderschaft konnte die Unkosten kaum noch tragen“, heißt es dazu in der Chronik. Aus den Spielleuten der Bruderschaft wurde also ein ganz eigenständiger Verein, zunächst mit dem Namen Trommler- und Pfeiferkorps „Grün-Weiß“ Kirchhoven.
Ein Jahr später wurde die erste Tanzveranstaltung am Ostermontag auf die Beine gestellt. Sie sollte bis 1972 die Haupteinnahmequelle des Vereins sein. 1925 zeigten sich die Musiker erstmals in ihren grün-weißen Uniformen. Drei Jahre später schon begannen sie in einem Jugendkorps mit der Ausbildung eigenen Nachwuchses.
Mit Ausbruch des Zweiten Weltkrieges im Jahr 1939 endete die praktische Vereinstätigkeit, und selbst vor Metallsammlungen während des Krieges blieb der Spielmannszug nicht verschont. Dennoch gelang nach dem Krieg schnell der Neuanfang. Einen ersten Aufzug gab es wieder zum Vogelschuss 1947.
Nachdem sich die Spielleute ab Anfang der 1950er-Jahre schon einheitlich in weißen Hosen und schwarzen Hemden präsentiert hatten, ging 1956 der Wunsch nach einer neuen Vereinsuniform in Erfüllung. Regelmäßig wurden Vereinsjubiläen gefeiert, so das 50-, 60-, 70- und 75-jährige Bestehen.
Der Spielmannszug pflegt Freundschaften über die Region hinaus, etwa zum Beispiel bereits seit 1972 zu den Hubertus-Schützen, die er jedes Jahr beim Neusser Schützenfest begleitet. Auch Auftritte in Heinsbergs Partnerstadt Ozimek fehlen nicht in der Vereinschronik.
Derzeit befinden sich 15 Jugendliche beim Spielmannszug in der Ausbildung. Zusammen mit ihnen freut sich der Verein auf seine Zukunft. Sein 100-jähriges Bestehen feiert er zunächst am Freitag, 2. August, 20 Uhr, mit einem Festabend, bei dem die Ortsvereine mitwirken und beim es einen Großen Zapfenstreich zu Ehren des Schirmherrn, des CDU-Bundestagsabgeordneten Wilfried Oellers geben wird.
„Jeder Verein trägt seinen Teil dazu bei, dass die Menschen sich mit ihrer Heimat identifizieren, denn die Vereine sind Heimat“, schreibt Oellers in seinem Grußwort für die Festschrift. Und er weiß, wovon er schreibt, ist er doch selbst aktiv als Trompeter im Musikverein St. Josef Horst. Der Spielmannszug „Grün-Weiß“ sei zu einer Zeit gegründet worden, in der sicherlich viele Menschen angesichts des kurz zuvor beendeten Ersten Weltkriegs gerade dieses Heimatgefühl dringender gebraucht hätten als je zuvor. „Eine Zeit, die denkbar schwierig war und für uns ein Jahrhundert später nur noch schwierig nachzuvollziehen ist.“ Am Samstag, 3. August, wird dann ab 20 Uhr (Einlass 18.30) in Grün- und Weiß Geburtstag gefeiert mit den Bands Booster und Räuber.
Am Sonntag, 4. August, stehen ein Festhochamt, eine Toten-und Gefallenenehrung, ein Frühschoppen, ein großer Festzug (14.30 Uhr) mit Bewertung, eine Parade und ein Bühnenspiel der Gastvereine auf dem Programm. Eintrittskarten für die Party mit den Bands Booster und Räuber sind im Vorverkauf (15 Euro, Abendkasse 17 Euro) erhältlich in Kirchhoven bei Bäcker Dick, Waldfeuchter Straße 214, in Heinsberg bei Basis-Baufachhandel, Industriestraße 5, und bei allen Mitgliedern.