Heinsberger Zeitung, 13.06.2022
Text und Foto: Anna-Petra Thomas
WASSENBERG Die Biker & Triker-Freunde ohne Grenzen feiern das „Fest für alle“. Dabei stehen Menschen mit Handicap im Mittelpunkt.
„Was meinst Du, wie ich dem entgegengefiebert habe!“, versichert Andrea Mirbach aus Hückelhoven der Frau, die mit ihr zusammen zielstrebig zum Stand mit den Motorradhelmen geht. Beide wollen endlich mal wieder auf einem motorisierten Bike oder Trike mitfahren dürfen, wie es der Verein Biker & Triker Freunde ohne Grenzen Selfkant (BTFoG) inzwischen seit 20 Jahren Menschen mit Handicap anbietet. Wie für alle anderen rund 200 Menschen mit Behinderung, die mit Bus-Shuttles der Heinsberger Lebenshilfe heute nach Wassenberg gekommen sind, ist die Ausfahrt auch für die Hückelhovenerin ein absolutes Highlight.
Der Helm ist ausgesucht. Dann zieht es Andrea Mirbach wieder zurück auf den Platz, wo schon für die erste Ausfahrt viele Maschinen bereitstehen und sie sich eine aussuchen darf. Die Entscheidung fällt auf das feuerrote Trike von Hans Jung. Er ist selbst Rollifahrer, beteiligt sich aber beim jährlichen Treffen gerne an den Ausfahrten, um anderen Menschen mit Handicap eine Freude zu machen. Als beide auf dem Trike ihren Platz gefunden haben, Helm und Brille auch bei Andrea Mirbach richtig sitzen, ist ihr die große Aufregung doch anzusehen. Hans Jung beruhigt sie: „Wenn was ist, einfach auf die Schulter klopfen“, sagt er ihr. Und schon geht´s los. Freudestrahlend und winkend gehen die beiden bei der ersten Ausfahrt mit auf Tour. Unzählige Ausfahrten sollen an diesem zweiten Tag der Feierlichkeiten anlässlich des 20-jährigen Bestehens des Vereins noch folgen.
Erstmals hatte dieser bereits am Vorabend zu einer Veranstaltung eingeladen, bei der sich auch die beiden Schauspieler Frank Oppenauer und Frank Montenbruck schon als Moderatoren in den Dienst der guten Sache gestellt hatten. Für den Schirmherrn, Landrat Stephan Pusch, hatte sein Stellvertreter Erwin Dahlmanns die Gäste begrüßt. Wie er dankte auch Bürgermeister Marcel Maurer dem Verein für sein soziales Engagement. Die Stadt sei stolz, dass dieser Verein nun auch seinen Sitz nach Wassenberg verlegt habe, fügte Maurer hinzu. „Und hier kann man feiern und stört niemanden“, blickte er über das Firmengelände von Frank Sodermanns, auf dem die dreitägige Feier stattfand.
Der Unternehmer selbst stellte in diesem Rahmen sein aktuelles Engagement für Menschen in der Ukraine vor. Mehr als 500 Menschen mit Behinderung hätten bisher bereits nach Deutschland geholt werden können, sagte er. „Ich glaube, das wird jetzt eine Lebensaufgabe.“ Letzter im Kreis der Gäste auf der Bühne war Wilfried Oellers, Behindertenbeauftragter der CDU-Bundestagsfraktion. „Wenn Teilhabe und Inklusion nicht in den Köpfen und Herzen der Menschen ankommen, dann machen alle gesetzlichen Regelungen keinen Sinn!“, betonte er und erntete dafür sehr viel Applaus.
Für die musikalische Unterhaltung der Gäste sorgten „The MacKenzie Pipe Band Golkrath“, gleich mehrere DJs sowie live Teddy Karo und Uwe Graf. Es gab eine Händlermeile, und fürs leibliche Wohl engagierte sich die Küche der Lebenshilfe. Auch die jungen Gäste hatten ihren Spaß mit einer kleinen Eisenbahn oder auf der Hüpfburg. „Ein Fest für alle“ eben, wie es der Verein ausgerufen hatte.