Rheinische Post vom 26.10.2020
Text: Christos Pasvantis
Foto: dpa/Philipp von Ditfurth
Erkelenz Ab dem 13. Dezember hält in der Stadt mehrmals täglich ein Intercity-Express der Deutschen Bahn. Der Zug fährt jeden Morgen nach Berlin. Damit wird Erkelenz zweitkleinster ICE-Halt in Nordrhein-Westfalen.
Mit dieser Entscheidung hatten selbst Stephan Muckel und Wilfried Oellers nicht gerechnet. Die CDU-Politiker, die sich seit Längerem stark für eine Intercity-Haltestelle (IC) in Erkelenz eingesetzt hatten, waren überrascht und erfreut, dass die Deutsche Bahn entschieden hat, künftig sogar einen Intercity-Express (ICE) in der knapp 46.000 Einwohner großen Stadt halten zu lassen. Der wird mit dem Fahrplanwechsel am 13. Dezember seinen Betrieb aufnehmen. Wir fassen die Antworten auf die wichtigsten Fragen zur künftigen Verbindung mit dem größten deutschen Passagierzug zusammen.
Warum ist es sogar ein ICE-Halt geworden? Von einem ICE hatten selbst der neue Erkelenzer Bürgermeister Stephan Muckel und der für den Kreis Heinsberg zuständige Bundestagsabgeordnete Wilfried Oellers nicht zu träumen gewagt. „Unsere Intention war, dass Erkelenz in die bestehende IC-Linie eingebaut wird. Ich persönlich habe mich immer geärgert, dass ein IC durch unsere Stadt fährt, aber nicht anhält“, sagt Muckel. „Dass es nun sogar ein ICE geworden ist, ist natürlich nicht schlecht. Damit haben wir nicht gerechnet.“
Wie die Deutsche Bahn auf Anfrage mitteilte, sei es „durch Änderungen in der Fahrplansystematik entlang der Fahrstrecke“ einerseits möglich geworden, dass der IC, der bislang zwischen Aachen und Berlin verkehrte und unter anderem in Geilenkirchen, Rheydt und Mönchengladbach hielt, nun auch in Erkelenz stoppen kann. Darüber hinaus habe es ohnehin die Überlegung gegeben, die relativ alten IC-Züge durch neue ICE-Modelle zu ersetzen. „Insgesamt stehen der Deutschen Bahn sukzessive immer mehr ICE-Züge zur Verfügung“, teilt das Unternehmen mit. Die neuen Züge bestehen aus sieben Waggons.
Wie sieht die Verbindung aus? Der erste ICE wird am Sonntag, 13. Dezember, planmäßig um 19.16 Uhr aus Berlin kommend in Erkelenz anhalten und die Fahrt nach Aachen fortsetzen. Richtig los geht es dann am Montagmorgen, ab dann fährt der ICE täglich ab 7.43 Uhr nach Berlin, wo er um 12.54 Uhr ankommt. Um 19.16 Uhr hält der Zug aus Berlin kommend und fährt nach Aachen weiter. Zusätzlich wird künftig sonntags ein ICE aus Berlin um 21.06 Uhr in Erkelenz Halt machen. Der Zug hält in allen größeren Städten im Ruhrgebiet, dazu unter anderem in Bielefeld, Hannover und Wolfsburg. Eine Fahrt nach Berlin kostet laut Reiseauskunft der Deutschen Bahn im Sparangebot 27,90 Euro.
Was bedeutet das für die Stadt? „Damit wird der Kreis Heinsberg besser an das Fernstreckennetz der Deutschen Bahn angebunden“, sagt Wilfried Oellers. Das sei „nicht nur eine große Entlastung für den Verkehr in unserem Kreis, sondern auch ein Argument für die Reisenden aus und in unseren Kreis, anstatt des Individualverkehrs die Bahn zu nehmen.“ Insbesondere für Geschäftsleute dürfte der Standort Erkelenz damit deutlich interessanter werden. Stephan Muckel hatte bereits im Vorfeld gesagt, dass die Rückmeldungen von Erkelenzer Unternehmen für ihn und Oellers ein Hauptgrund dafür waren, sich so stark für den Halt des Fernzugs einzusetzen. Diese hatten ihm berichtet, dass eine Haltestelle für ihre Geschäfte „sehr wichtig“ sei.
Was ändert sich am Bahnhof? So gut wie gar nichts. Nachdem der Erkelenzer Bahnhof 2018 für den RRX bereits umgebaut und auf eine Länge von 220 Metern gebracht worden war, entspricht er den Voraussetzungen für den ICE-Verkehr und ist auch hoch genug. Lediglich das Dach an den Gleisen soll noch verlängert werden.
Was bedeutet das für die geplante S-Bahn-Haltestelle in Erkelenz? Auch hier will Stephan Muckel weiter Gas geben, schließlich sei eine schnelle und regelmäßigere Verbindung etwa in Richtung Hückelhoven oder Mönchengladbach für viele Pendler und auch jüngere Menschen, vor allem Studierende, wichtig. Im kommenden Jahr soll eine Machbarkeitsstudie angefertigt werden, „erst dann kann man mehr sagen“, meint der neue Bürgermeister. Er könne sich aber auch mit einer zusätzlichen RB-Linie anfreunden: „Ob es eine S-Bahn oder eine andere Bahn wird, ist ja im Prinzip egal. Wichtig ist, dass uns die Verkehrswende gelingt. Und das geht nur, wenn wir attraktivere Verbindungen schaffen.“