Rheinische Post vom 24.09.2021
Text: Michael Heckers
Foto: Michael Kappeler
Erkelenzer Land Am Sonntag wird ein neuer Bundestag gewählt. Im Wahlkreis 89 Heinsberg gilt CDU-Kandidat Wilfried Oellers als Favorit. Doch nach den bundesweiten Umfragen geht sein erster Herausforderer Norbert Spinrath (SPD) mit reichlich Rückenwind ins Rennen.
Wahlvorhersagen werden immer unsicherer, Prognosen gehen oft daneben. Selten war es so schwierig, den Ausgang einer Bundestagswahl vorherzusehen. Dennoch gibt es im Wahlkreis 89 Heinsberg mit seinen rund 192.000 Wahlberechtigten eine klare Ausgangslage vor der Wahl zum 20. Deutschen Bundestag am Sonntag.
Wie wird gewählt? Jeder Wähler hat zwei Stimmen. Mit der Erststimme wird der Wahlkreisbewerber gewählt. mit der Zweitstimme der Bewerber aus der Landesliste einer Partei. Das Wahlsystem ist ein Verbundsystem von Mehrheits- und und Verhältniswahl. Wahlberechtigt sind alle Deutschen im Sinne des Artikel 116 Absatz 1 des Grundgesetzes, die am Wahltag das 18. Lebensjahr vollendet haben, seit mindestens drei Monaten in der Bundesrepublik wohnen und nicht vom Wahlrecht ausgeschlossen sind.
Wann sind die Wahllokale geöffnet? Im Kreis Heinsberg sind die insgesamt 189 Wahllokale am Sonntag, 26. September, von 8 bis 18 Uhr geöffnet. Mehr als ein Drittel der Wähler hat sich schon entschieden und per Briefwahl abgestimmt – so viele wie noch nie bei einer Bundestagswahl.
Was macht man, wenn man am Wahltag krank ist? Auch wer am 26. September krankt ist und das Haus nicht verlassen kann, zum Beispiel bei einem positiven Corona-Test, kann noch wählen. Dafür muss ein Attest vom Arzt vorliegen. Bis 15 Uhr ist es am Sonntag noch möglich, beim Wahlamt der jeweiligen Gemeinde Briefwahl zu beantragen. Das geht schriftlich, zum Beispiel per E-Mail. Telefonisch ist das nicht möglich. Jemand mit Vollmacht muss die Unterlagen für den Erkrankten abholen und sie nach der Stimmabgabe bis 18 Uhr ins Wahllokal bringen. Die Adresse des Wahllokals steht in den Wahlunterlagen.
Wann gibt es Ergebnisse? Nach Schließung der Wahllokale um 18 Uhr wird sofort ausgezählt (auch die Briefwahlbezirke). Die Ergebnisse aus allen zehn Städten und Gemeinden des Kreises Heinsberg werden dem Kreiswahlleiter Stephan Pusch übermittelt, der am Wahlabend das vorläufige Endergebnis für den Wahlkreis ermittelt und im Kreishaus bei einer öffentlichen Informationsveranstaltung bekanntgibt. Das dürfte zwischen 19.30 und 21 Uhr der Fall sein. In unserem Live-Blog bei RP Online finden Sie am Wahltag alle Nachrichten und Entwicklungen zur Bundestagswahl im Kreis Heinsberg. Die ersten Ergebnisse aus den einzelnen Wahlbezirken gibt es dort ab 18 Uhr. Das endgültige Wahlergebnis wird durch den Kreiswahlausschuss am 29. September 2021 festgestellt.
Wer sind die Direktwahlkandidaten (Erststimme)? Im Wahlkreis Heinsberg gibt es diesmal neun Kandidaten, die in folgender Reihenfolge auf dem Wahlzettel stehen: Kostenpflichtiger Inhalt Wilfried Oellers (CDU), Kostenpflichtiger Inhalt Norbert Spinrath (SPD), Alexander Dorner (FDP), Hermann Navel (AfD), Kostenpflichtiger Inhalt Dignanllely Meurer (Grüne), Rüdiger Birmann (Linke), Mark Benecke (Die Partei), Hans-Peter Weiland (Freie Wähler) und Michael Aggelidis (Die Basis).
Wie ist die Ausgangslage? Als Favorit für das Direktmandat geht im traditionell konservativ geprägten Wahlkreis 89 Heinsberg CDU-Kandidat Wilfried Oellers ins Rennen. Der 46-Jährige hat das Ziel formuliert, die meisten Stimmen und damit das Direktmandat im Kreis Heinsberg zu holen. Das gelang Oellers bereits bei den vergangenen beiden Bundestagswahlen souverän – allerdings mit sinkender Tendenz. Auf der CDU-Landesliste steht Wilfried Oellers auf Platz 47. Damit ist es fraglich, ob die Liste im Fall einer überraschenden Niederlage für Oellers ziehen würde. Auf ein gutes Ergebnis hofft SPD-Kandidat Norbert Spinrath, der am Wahltag seinen 64. Geburtstag feiert. Möglicherweise profitiert der Geilenkirchener vom Rückenwind, den die Sozialdemokraten in den vergangenen Wochen gespürt haben. Sollte Spinrath weniger Stimmen als Wilfried Oellers holt, muss er auf die Landesliste hoffen. Dort rangiert er allerdings nur auf Platz 35, nachdem er den Platz 23, den er bei der Bundestagswahl 2017 hatte, an den SPD-Gesundheitsexperten Karl Lauterbach abgeben musste. Alle übrigen Kandidaten gehen im Kreis Heinsberg als klare Außenseiter ins Rennen um das Direktmandat, sie sind auch nicht über die Landeslisten abgesichert.
Wie viele Parteien nehmen an der Bundestagswahl teil (Zweitstimme)? Insgesamt nehmen 47 Parteien an der Bundestagswahl teil, davon 40 mit Landeslisten. Je nach Bundesland sind zwischen 15 (im Saarland) und 27 (in Nordrhein-Westfalen) Landeslisten wählbar.
Wie lief die Bundestagswahl 2017? Vor vier Jahren sicherte sich Wilfried Oellers (CDU) mit 45,6 Prozent der Stimmen das Direktmandat, Norbert Spinrath (SPD) kam auf 28,0 Prozent. Dabei musste Wahlsieger Wilfried Oellers jedoch im Vergleich zur Wahl im Jahr 2013 (53,4 Prozent) schmerzhafte Verluste hinnehmen, ebenso wie die CDU mit 39,5 Prozent bei den Zweitstimmen (2013: 49,3 Prozent). Noch nie seit der Wiedervereinigung hatten die Christdemokraten bei einer Bundestagswahl im westlichsten Wahlkreis Deutschlands so wenige Stimmen für ihre Partei holen können. Die SPD kam vor vier Jahren auf 25,9 Prozent der Stimmen im Kreis Heinsberg und war mit diesem Ergebnis zufrieden. Mit 11,4 Prozent schaffte es die FDP, drittstärkste Kraft im Kreis Heinsberg zu werden. Die Grünen, die 2017 im Kreis Heinsberg auf 5,2 Prozent der Stimmen kamen, können diesmal auf deutliche Zugewinne hoffen – ähnlich wie bereits bei der Kommunalwahl im vergangenen Jahr. Die Linke landete 2017 im Kreis Heinsberg bei 5,6 Prozent, die AfD bei 8,7 Prozent der Zweitstimmen.
An der Bundestagswahl 2017 beteiligten sich 76,2 Prozent der wahlberechtigten Deutschen. Die Wahlbeteiligung im Kreis Heinsberg lag etwas unter dem Bundesschnitt bei 74,9 Prozent.