Heinsberger Zeitung vom 22.09.2021
Text: Thorsten Pracht
Foto: dpa/Julian Stratenschulte
AACHEN Neun Abgeordnete stellt die Region Aachen-Düren-Heinsberg im aktuellen Bundestag. Wer könnte es nach der Wahl am 26. September ins neue Parlament schaffen? Das Kandidatenfeld im Überblick.
4:2 steht es zwischen Thomas Rachel (CDU) und Dietmar Nietan (SPD). Das Duell der beiden Dürener ist so etwas wie der Dauerbrenner in den vier Wahlkreisen unserer Region. Die beiden treten am Sonntag bei der Bundestagswahl nun schon zum siebten Mal gegeneinander an. Nicht nur in Düren deutet sich ein spannendes Rennen an. Wie ist die Ausgangslage vor dem Wahlsonntag? Das Kandidatenfeld im Überblick.
Stadt Aachen (Wahlkreis 87): Ein Kopf-an-Kopf-Rennen lieferten sich Rudolf Henke (CDU) und Ulla Schmidt (SPD) 2017 um das Aachener Direktmandat. 1703 Stimmen trennten beide am Ende, das Ergebnis lag erst nach Mitternacht vor. Henke siegte mit 33,7 Prozent. Schmidt (32,5) zog vor vier Jahren über die Liste ins Parlament ein, genau wie Andrej Hunko (Die Linke). Am Sonntag ist das Kandidatenfeld ganz neu sortiert. Der 67-jährige Henke geht erneut ins Rennen. Als großer Herausforderer gilt der Heimbacher Oliver Krischer, seit Dezember 2013 stellvertretender Fraktionsvorsitzender von Bündnis 90/Die Grünen im Bundestag. Nach dem Erfolg bei der Kommunalwahl vor einem Jahr, bei der die Grünen mit 34 Prozent der Stimmen stärkste Kraft im Rat wurden, soll Krischer als starker Kandidat das Direktmandat holen. Nachdem die „Grande Dame“ Ulla Schmidt nicht erneut kandidiert, schickt die Aachener SPD die 33-jährige Ye-One Rhie ins Rennen. Sie ist seit sieben Jahren Stadträtin. Wie Krischer zog auch Katharina Willkomm (FDP) im Jahr 2017 über die Landesliste für den Kreis Düren in den Bundestag ein. Auch Willkomm tritt nun in Aachen an. Weitere Kandidaten: Andrej Hunko (Linke), Roger Lebien (AfD), Adonis Böving (parteilos), Niklas Teßmann (parteilos), Dr. Elke Zobel (Die Partei), Stephan Korupp (Die Basis) und Hans-Jürgen Fink (Freie Wähler).
Altkreis Aachen (Wahlkreis 88): Vom „Moll-Effekt“ schrieb unsere Zeitung vor vier Jahren, als die Sozialdemokratin Claudia Moll als nahezu unbeschriebenes Blatt das Direktmandat im Wahlkreis Aachen II holte. 733 Stimmen Vorsprung auf CDU-Mann Helmut Brandt (36,89 zu 36,46 Prozent), das war eine kleine politische Sensation. Moll will nun erneut in den Bundestag und bekommt es mit jungen Gegenkandidaten zu tun. Die CDU in der Städteregion Aachen hat den Generationswechsel vollzogen und die Rechtsanwältin Catarina dos Santos Firnhaber aufgestellt. Die 27-Jährige kommt wie Moll aus Eschweiler. Für die Grünen geht mit Lukas Benner ein 25-Jähriger ins Rennen um das Direktmandat, er ist ebenfalls Jurist. Die weiteren Kandidaten: Birgit Haveneth (FDP), Michael Winterich (AfD), Johannes Koch (Linke), Eckhard Heck (Die Partei), Helmut Josef Keischgens (Freie Wähler) und Axel Susen (Die Basis).
Kreis Heinsberg (Wahlkreis 89): Mit 45,6 Prozent der Stimmen holte der Christdemokrat Wilfried Oellers im Jahr 2017 das Direktmandat im Kreis Heinsberg. Der 46-Jährige Anwalt sitzt seit 2013 im Bundestag. Wie damals wird Norbert Spinrath (SPD) sein härtester Konkurrent sein. Ein Sieg des Sozialdemokraten, der von 2013 bis 2017 schon einmal im Parlament saß, hätte historische Dimensionen: Seit 1949 ging das Direktmandat im Kreis Heinsberg immer an die CDU. Mit dem 26-jährigen IT-Spezialisten Alexander Dorner (FDP) und der 30-jährigen Dignanllely Meurer (Grüne) bieten sich den Wählerinnen und Wähler junge Alternativen. Hermann Navel (AfD), Rüdiger Birmann (Linke), Michael Aggelidis (Die Basis) und Hans-Peter Weiland (Freie Wähler) und Mark Benecke (Die Partei) komplettieren das Kandidatenfeld im Wahlkreis 89.
Kreis Düren (Wahlkreis 90): Im Fußball würde man sagen: Diese Gegner kennen sich in- und auswendig. Zum siebten Mal in Folge kämpfen Thomas Rachel (CDU) und Dietmar Nietan (SPD) um das Direktmandat. Zuletzt hieß der Sieger vier Mal in Folge Rachel. Nietan, Schatzmeister der Bundes-SPD, schaffte seit 2009 immer über die Landesliste den Einzug in den Bundestag. Mit Oliver Krischer (Grüne) und Katharina Willkomm (FDP) gelang das 2017 zwei weiteren Kandidaten. Kurios: Sowohl Krischer als auch Willkomm treten am Sonntag nicht mehr im Kreis Düren, sondern in der Stadt Aachen an. Mit dem ehemaligen Langerweher Bürgermeister-Kandidaten Chris Andrä (Bündnis 90/Die Grünen) und der 28-jährigen Langerweher Unternehmerin Laura Jacobsen-Littig (FDP) gehen an ihrer Stelle zwei Newcomer ins Rennen. Die weiteren Kandidaten: Wolfgang Kochs (AfD), Valentin Veithen (Die Linke), Stephan Staß (Die Partei), Frank Werner Bank (Freie Wähler), Werner Hürttlen (Die Basis), Peter Helmer (Unabhängige) und Philipp Eismar (Piraten). Besonderheit: Eismar steht zwar noch auf dem Wahlzettel, habe sich aber laut dem Landesverband der Piraten „inzwischen anders entschieden“.
Landesliste: Durch die zu erwartende große Zahl von Überhang- und Ausgleichsmandaten ist es extrem schwer vorherzusagen, bis zu welchem Platz auf der Landesliste Abgeordnete in den Bundestag einziehen können, wenn sie kein Direktmandat gewinnen. Mit Listenplatz 2 darf Oliver Krischer (Grüne, Aachen) vergleichsweise sicher sein, erneut dem Bundestag anzugehören. Weitere Kandidaten mit vorderen Listenplätzen aus unserer Region: Claudia Moll (SPD, Platz 8); Thomas Rachel (CDU, 9); Catarina dos Santos Firnhaber (CDU, 15); Dietmar Nietan (SPD, 17); Katharina Willkomm (FDP, 20). Armin Laschet wurde bei der Landesvertreterversammlung der CDU mit 99,1 Prozent auf Platz 1 der Landesliste gewählt.