Heinsberger Zeitung vom 26.09.2021
Text: Kurt Lehmkuhl
Foto: Uwe Heldens
Erkelenzer Land Hinter den beiden Hauptkontrahenten Wilfried Oellers (CDU) und Norbert Spinrath (SPD) liegen anstrengende Wochen. Den Wahltag verbrachten beide mit der Familie.
Die ersten Gratulationen konnte der SPD-Direktkandidat bei der Bundestagswahl, Norbert Spinrath aus Geilenkirchen, bereits am frühen Morgen des Wahlsonntags entgegennehmen. Tagsüber hielt die Gratulationscour unentwegt an, und sie setzte sich auch fort, als sich der Sozialdemokrat nach Schließung der Wahllokale ins Kreishaus nach Heinsberg begab, um dort das Ergebnis der Bundestagswahl im Kreise seine Genossen zu erfahren.
In Heinsberg dürfte er auf seinen Kontrahenten von der CDU, den bisherigen Bundestagsabgeordneten Wilfried Oellers stoßen, der selbstverständlich ebenfalls Spinrath gratulierte – allerdings nicht zum Ausgang der Wahl, sondern schlicht und profan zum Geburtstag.
Am Wahlsonntag feierte der SPD-Kandidat seinen 64. Geburtstag. Im Gegenzug wird auch Spinrath seinem Kontrahenten gratulieren: ebenfalls zum Geburtstag. Oellers wurde erst vor wenigen Tagen 46 Jahre alt. Wem die Wähler im Kreis Heinsberg ein Geburtstagsgeschenk machten, stellte sich dann mit dem Eintrudeln der Stimmauszählung aus den einzelnen Kommunen heraus.
Hinter den beiden Kandidaten von CDU und SPD lagen anstrengende Wochen, von denen sie sich am Wahlsonntag erholten. Spinrath hatte die Familie zu einem Frühstück ins Bauern- und Erzählcafé nach Geilenkirchen-Beeck eingeladen, Oellers verbrachte ebenfalls einen gemütlichen Tag im Kreise der Familie – selbstverständlich mit Gang zum Wahllokal – und dann, nicht weit von Spinrath entfernt mit einem Aufenthalt im Nirmer Hoflädchen.
Abschalten und wenig an den Wahlausgang zu denken, war für die beiden Kandidaten auch am Nachmittag die Devise. Favorit war sicherlich Wilfried Oellers, immerhin war der Kreis Heinsberg seit der ersten Wahl zum Bundestags immer eine sichere Bank für die CDU.
„Das zählt für mich heute und jetzt nicht“, sagt Wilfried Oellers. Er wolle sich mit Demut dem Wählerwillen beugen, von dem er selbstverständlich hofft, dass er ihm zugetan ist. Diese Hoffnung hat auch Norbert Spinrath, wenngleich er weiß, dass er im Kreis Heinsberg als wichtiger Herausforderer des Christdemokraten Wilfried Oellers die Außenseiterrolle bei der Wahl des Direktkandidaten innehat.
Wilfried Oellers freut sich nach dem Wahlsonntag am meisten darauf, sich mehr Frau und Kindern widmen zu können. „Da muss ich noch einiges gut machen“, meint er im Rückblick auf den intensiven Wahlkampf vor Ort, hinter dem die Familie und die Geburtstagsfeier zurückstecken mussten.
Mithin war die Tour nach Nirm ein erster Schritt. Vom intensiven Wahlkampf im Kreis Heinsberg bleibt nachhaltig das Engagement gerade der jungen Menschen in Erinnerung. „Es gab noch nie so viele Diskussionen in Schulen und Gruppen wie vor dieser Wahl“, meint Wilfried Oellers durchaus.
Auch ein Thema, das gerade von der jungen Generation angesprochen wurden, erstaunt ihn doch: „Viele wollten wissen, wie es mit der zukünftigen Rente aussieht.“ Selbstverständlich habe es auch keine Diskussion gegeben, bei der nicht über die Klimakrise gesprochen worden wäre. Aber alles diese Themen spielten am Tag der Bundestagswahl keine Rolle, da gab es „Familientag bei Oellers“.
Norbert Spinrath nutzte den Sonntag nach seinem Familien-Frühstück zu einem Abstecher mit Gattin Martina nach Erkelenz. Am Rande des Kulinarischen Treffs mischte er sich in einem Straßencafé am Markt ganz privat unters Volk. Die rote Couch, mit der er in den Wochen zuvor durch die Region gefahren war, blieb in der Garage.
„Häufig war darauf die Rente ein Thema“, meint der SPD-Kandidat rückblickend. Der Wahlkampf sei völlig anders gewesen als frühere, weil es wegen der Corona-Pandemie viel mehr Veranstaltungen unter freiem Himmel gab, bei denen nicht immer das Wetter mitspielte.
Norbert Spinrath hat schon früh einen Stimmungsumschwung zugunsten seiner Partei gespürt. „Die Menschen wollen eine Veränderung“, glaubt er, zudem haben viele erkannt, dass sie durchaus mitreden können, indem sie zur Wahl gehen. „Die Erkenntnis ist gewachsen, dass einem die Politik nicht egal sein kann und dass es Politiker bedarf.“
Vor der Gratulation von Wilfried Oellers zu dessen Geburtstag im Kreishaus geht es nach der Stippvisite nach Erkelenz noch einmal zurück nach Hause, um noch einige Unterlagen einzusehen. „Wer weiß, was mich dann im Kreishaus erwartet?“