Rheinische Post vom 08.11.2021
Text und Foto: Marvin Wibbeke
Baal Viele werden die Hoffnung bereits aufgegeben haben, doch nun ist er tatsächlich fertig und funktionstüchtig, der Aufzug am Bahnhof Baal. Bürgermeister Jansen zieht den Vergleich zu einem anderen Endlos-Projekt.
Mit seiner Erfindung im Jahr 1853 trug er maßgeblich zu den architektonischen Errungenschaften der folgenden Jahre und Jahrzehnte bei. Noch heute wird seine Erfindung von vielen Menschen täglich genutzt – sofern sie denn verfügbar ist. Elisha Graves Otis stellte in New York den absturzsicheren Aufzug vor, gründete die Otis Elevator Company – heute der weltweit größte Produzent für Aufzugsanlagen.
Doch obwohl die Erfindung schon seit mehr als 160 Jahren existiert, nicht überall wird ein Fahrstuhl zeitnah eingebaut, wo er auch benötigt wird. Beziehungsweise: Manchmal dauert es ein wenig länger als geplant. So wie am Bahnhof in Baal. Dort, so die frohe Kunde, ist inzwischen nicht nur der Fahrstuhl eingebaut, sondern er ist auch noch funktionstüchtig. Auf den Knopf drücken, unter Umständen einen Moment lang warten, dann öffnet sich unterhalb des Gleises leise die Glastür, begleitet von einer Bandansage „Tür öffnet“. Auch das Schließen der Tür wird angesagt, anschließend geht es binnen weniger Sekunden hoch zum Gleis oder eben runter zur Straße – alles ganz einfach.
Bis hierhin war es allerdings ein hartes Stück Arbeit. Denn das Thema Aufzug am Bahnhof in Baal ist eines, das die Hückelhovener Bürger und die Bahnfahrer in der Region schon lange beschäftigt. Mehr als 30 Jahre, um genau zu sein. Den Hückelhovener CDU-Bürgermeister Bernd Jansen begleitet das Thema schon seine ganze politische Laufbahn. „1989 bin ich sachkundiger Bürger geworden, und damals wurde schon über den Aufzug in Baal diskutiert“, bestätigt der Stadtchef. Er erinnert sich an Aussagen von Christoph Zöpel, den damaligen SPD-Minister für Stadtentwicklung, Wohnen und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen, der damals versprochen hatte, sich der Sache anzunehmen. „Es ist quasi der Flughafen von Hückelhoven“, sagt Jansen und kann sich ein Lachen nicht verkneifen. Trotz des ganzen Hickhacks ist er natürlich froh, dass die Hängepartie nun ein Ende gefunden hat und der funktionstüchtige Aufzug endlich da ist.
Dabei hätte ein Aufzug in der Zwischenzeit mehrfach eingebaut werden können. 2003 schien es, als sollte es soweit sein. Die Bahn hatte den Baubeginn für Januar 2003 angekündigt, die Fertigstellung für Oktober. Am Ende war die Finanzierung unklar – und der Bau wurde abgeblasen. 2010 stimmte der Rat der Stadt für den Einbau des Personenaufzugs in den vorhandenen Schacht des stillgelegten Lastenaufzuges, umgesetzt wurden die Pläne allerdings damals nicht. 2017 wurde den Bürgern erneut der Bau eines Aufzuges in Aussicht gestellt, tatsächlich wurde ein Jahr später mit den Arbeiten begonnen. Der Bahnhof sollte modernisiert werden, damit der Rhein-Ruhr-Express auch in Baal halten kann. In diesem Zuge sollte dann auch endlich der Einbau des Aufzuges erfolgen. Ende 2019, so hieß es damals, sollten die Arbeiten abgeschlossen sein. Im vergangenen Jahr konnten zumindest die Arbeiten am Gleis abgeschlossen werden, so dass der RRX dort halten und Fahrgäste mitnehmen konnte – vorausgesetzt, diese waren so mobil, Treppen steigen zu können. Immer wieder wurden die Bürger vertröstet, die letzte Zusicherung lobte das erste Halbjahr 2021 aus. Dass es nun doch noch ein wenig länger gedauert hat, werden die Hückelhovener wahrscheinlich mit einem süffisanten Lächeln hingenommen haben, hätten sie doch angesichts dieser Odyssee eigentlich nichts anderes erwarten können.
Einer, der sich in den vergangenen Jahren regelmäßig für den Aufzug in Baal stark gemacht hat, ist der CDU-Bundestagsabgeordnete Wilfried Oellers. Er ist der Behindertenbeauftragte der CDU/CSU-Bundestagsfraktion. „Viele Menschen, auch ohne Behinderung, schilderten mir, wie beschwerlich gerade dieser Treppenaufgang aufgrund seiner Länge ist“, sagt Oellers und ergänzt: „Ich freue mich sehr und bin wirklich erleichtert, dass nun der Aufzug auch am Bahnhof Baal endlich in Betrieb genommen werden konnte. Damit sind nun alle Bahnhöfe im Kreis Heinsberg auf der Strecke von Mönchengladbach nach Aachen barrierefrei für die Fahrgäste nutzbar.“ Für die Fahrgäste stelle der nun funktionstüchtige Aufzug eine enorme Erleichterung dar, ist der Bundestagsabgeordnete überzeugt. „Menschen mit Behinderung, ältere Menschen oder auch jungen Familien mit Kinderwagen kommt dieser Aufzug zu Gute“, betont Oellers.