Heinsberger Nachrichten, 31.01.2021
Text und Foto: Christian Ebener
GEILENKIRCHEN Die Hängepartie in Sachen Barrierefreiheit am Geilenkirchener Bahnhof sorgt für Unmut. Weitere Gespräche folgen.
Wer mit der Bahn fährt, ist die eine oder andere Verzögerung gewöhnt. Und irgendwann denkt man sich auch bei einer längeren Verspätung: „Immerhin angekommen!“
So fühlt es sich derzeit am Geilenkirchener Bahnhof ebenfalls an. Seit 2004 kämpfen die Stadtverwaltung und vor allen Dingen der Behindertenbeauftragte Heinz Pütz für einen barrierefreien Bahnhof. Immer wieder sorgte die Bahn für Hoffnung, spätestens mit den Umbaumaßnahmen für den neuen Rhein-Ruhr-Express sollte es endlich so weit sein. Bis spätestens Ende 2019 sollten der Bahnsteig für die Gleise 2 und 3 ein Dach erhalten, die Unterführung samt ihrer Eindachungen verbessert werden und die langerwarteten Aufzüge installiert werden.
Hohe Dringlichkeit
Ein Zeitsprung in den Januar 2021. Bürgermeisterin Daniela Ritzerfeld (parteilos), Pütz und der Bundestagsabgeordnete Wilfried Oellers (CDU) haben sich am Bahnhof eingefunden mit guten Neuigkeiten: Die Bahn hat zugesagt, im Februar die Arbeiten fortzusetzen, die bisher für den Spätherbst 2021 angekündigt waren. Dafür nutzt sie anstehende Sperrpausen, also Zeiten, in denen der Zugverkehr zeitweise eingestellt wird. Zuvor hatten sie immer wieder bei der Deutschen Bahn Druck gemacht und auf die Dringlichkeit hingewiesen, betonen sie in einer gemeinsamen Pressemitteilung.
Also sind sie endlich am Ziel angekommen? Leider nein, sagt Pütz. Denn die Aufzüge sollen erst Ende des Jahres fertig sein. Menschen mit Handicap, mit Kinderwagen oder einfach mit schwerem Gepäck werden weiterhin vor große Probleme gestellt, wenn sie auf Gleis 2 oder 3 ankommen. Nicht zuletzt gab es auch immer wieder Ärger mit den Handläufen entlang der Treppen zur Unterführung, die Opfer von Vandalismus wurden.
„Wir nehmen das so nicht hin, wir geben keine Ruhe – das ist eine Farce!“, zeigt sich Pütz über die Bahn äußert verstimmt. Jede Woche bekomme er Anrufe von Bürgern, die sich über die Situation am Bahnhof ärgern. Mit einer Abgeordneten des Europäischen Parlaments, die ebenfalls Expertin für die Belange von Personen mit Handicap ist, will er deshalb im Februar einen erneuten Ortstermin vereinbaren. Dazu lade er auch die Bahn ein. „Ob die erscheint, wissen wir aber natürlich nicht.“
Der Fakt, dass immerhin einige Arbeiten nun vorgezogen wurden, ließ ihn aber hoffen, dass die Bahn auf ausreichend Druck irgendwann reagiert. Auch Oellers will ihn dabei unterstützen. „Wir machen weiterhin Druck, dass die Installation der Aufzüge vorverlegt werden kann“, verspricht dessen Mitarbeiter Thomas Geller auf Nachfrage. „Die Deutsche Bahn sicherte zu, dass sie im weiteren Verlauf des Vorhabens alle Möglichkeiten nutzen werde, die Herrichtung der Aufzüge zu beschleunigen, da ihr die Fertigstellung des Bahnhofs Geilenkirchen von hoher Bedeutung sei.“
Ein erneutes Lippenbekenntnis der Bahn, die auch an anderen Orten im Kreis einige „Verspätungsminuten“ angehäuft hat. Von einem weiteren Versprechen kann Geller zudem in Hückelhoven-Baal berichten. Dort wolle die Bahn „im Laufe des Jahres“ am Bahnhof die versprochenen Aufzüge installieren und ihn damit barrierefrei machen, heißt es wage.