Heinsberger Nachrichten, 06. Dezember 2019
Text: Daniel Gerhards
Grafik: Straßen.NRW
Ortsumgehung könnte bis zu vier Millionen Euro mehr kosten. Umgehung Unterbruch soll folgen. City-Umbau beginnt.
WASSENBERG/HEINSBERG Nach jahrzehntelangem Warten auf den Baubeginn und einem Jahr Verzögerung während der Bauphase wird am Montag die Ortsumgehung Wassenberg, die B221n, für den Verkehr freigeben. Das passiert, wie bei solchen Anlässen üblich, mit großem Brimbamborium. Der Landesbetrieb Straßen NRW hat angekündigt, dass Verkehrsminister Hendrik Wüst (CDU) die Straße eröffnen wird.
Was die Kosten für die Wassenberger Umgehung angeht, hofft Markus Reul von Straßen.NRW darauf, dass es bei den zuletzt berechneten Kosten von 32 Millionen Euro bleibt. Damit wäre die Straße dann zwei Millionen Euro teurer als ursprünglich geplant. Gleichwohl sind nun noch einmal weitere zwei Millionen Euro für das Projekt genehmigt worden. Damit könne man noch unvorhergesehene Kosten abfangen, sagt Reul. Er hofft jedoch, dass es am Ende bei Gesamtkosten von 32 Millionen Euro bleibt.
Lückenschluss
Bevor der Bau der Straße im Dezember 2015 begann, war jahrelang für die Umgehungsstraße gestritten worden. Das Ziel: Wassenberg vom Durchgangsverkehr entlasten. Nun schließt die Ortsumgehung Wassenberg im Norden an die Ortsumgehungen Arsbeck und Wildenrath an, die 2010 und 2011 eröffnet worden waren. Im Süden soll die Straße als Ortsumgehung Unterbruch weitergeführt werden.
„Für viele Menschen geht damit ein Traum in Erfüllung, den sie teilweise schon seit 50 Jahren geträumt haben.“
Manfred Winkens,
Bürgermeister
Diese Ortsumgehung Unterbruch soll mittelfristig gebaut werden. Wann genau könne man derzeit nicht seriös beantworten, sagt Bundestagsabgeordneter Wilfried Oellers (CDU). Aber Straßen.NRW arbeite mit Hochdruck an der Planung der Ortsumgehung Unterbruch. Im Bundesverkehrswegeplan ist die Straße mit vordringlichem Bedarf vermerkt, die Planfeststellung ist beantragt und 33,2 Millionen Euro sind für den Bau der 4,6 Kilometer langen Straße eingeplant. „Das Geld steht zur Verfügung, um die Straße zu bauen“, sagt Oellers, die Maßnahmen in dem Plan seien durchfinanziert.
Der Druck, die Planung der Unterbrucher Ortsumgehung voranzutreiben, erhöhe sich mit der Freigabe der Wassenberger Umgehungsstraße noch einmal, sagt Oellers. Denn nun müsse nur noch diese Lücke zwischen den nördlichen und südlichen Umgehungen geschlossen werden. Der Bund sei gewillt, diesen Lückenschluss als „logische Konsequenz“ zu vollziehen, sagt Oellers. Und auch auf lokaler Ebene wünsche man sich diese Fortführung: In Heinsberg wolle man die Straße als Entlastung für den Ort Unterbruch und als Anbindung des Industriegebiets Oberbruch in Richtung Straelen und Niederkrüchten. Ein Problem liegt jedoch zwischen den Wassenberger Orten Orsbeck und Luchtenberg. Dort ist der Korridor, in dem die Straße zwischen den beiden Orten verlaufen soll, recht eng. Oellers erwartet, dass die meisten Einwände gegen die Straße aus diesen Orten kommen. Dafür müsse man nun Lösungen finden.
60 Prozent weniger Verkehr
Während die Umgehung Unterbruch noch Zukunftsmusik ist, lässt sich Wassenberg ab nächster Woche wie folgt umfahren: Die 5,7 Kilometer lange Umgehung verläuft von der Friedrich-List-Allee in Richtung Süden. Zwischen Gerderath und Myhl kreuzt sie die Erkelenzer Straße, L19, die dort per Brücke über die Umgehungsstraße geführt wird. Südlich von Myhl führt die Trasse dann hinein in die Myhler Schweiz, bevor sie auf die L117 trifft, wo sie endet. Ursprünglich war geplant, dass die Straße Ende des Jahres 2018 fertig werden sollte. Dieser Zeitplan hat sich um ein Jahr nach hinten verschoben.
Für die Stadt Wassenberg ist die Freigabe der B221n ein Meilenstein. Damit hat die Kommune freie Hand, nun auch die Umgestaltung ihres Ortskerns abzuschließen. Der erste Bauabschnitt der runderneurten Graf-Gerhard-Straße war bereits während des laufenden Baus der Umgehung realisiert worden. Der zweite Teil soll sich nun anschließen. „Durch die Eröffnung der B221n können wir die Innenstadtsanierung und -entwicklung zum Abschluss bringen und den zweiten Teil der Graf-Gerhard-Straße bauen. Die Aufträge dafür sind vergeben, und unmittelbar nach der Freigabe der B221n geht es los“, sagt Wassenbergs Bürgermeister Manfred Winkens (CDU). Erste arbeiten sollen im Januar starten. Dieser zweite Bauabschnitt umfasst die Graf-Gerhard-Straße von der Ecke Parkstraße bis zur Ecke Brühlstraße.
Für viele Wassenberger kann damit ein lange gehegter Wunsch Realität werden: eine Entlastung vom Durchgangsverkehr. Straßen.NRW geht davon aus, dass sich die Verkehrsmenge auf der alten B221, also der Ortsdurchfahrt Wassenberg, um bis zu 60 Prozent reduziert. Die Behörde geht davon aus, dass künftig 9000 Fahrzeuge pro Tag die Umgehungsstraße nutzen werden. „Die allerbeste Voraussetzung für die Verbesserung der Wohn- und Lebensqualität in Wassenberg wird dadurch geschaffen, dass viele Fahrzeuge, die sich heute noch durch die Innenstadt quälen, über die neue Umgehungsstraße fahren“, sagt Winkens. „Für viele Menschen geht damit ein Traum in Erfüllung, den sie teilweise schon seit 50 Jahren geträumt haben und von dem sie zwischenzeitlich immer wieder gedacht haben, dass er niemals in Erfüllung geht“, sagt Winkens.
INFORMATIONEN
Verkehrsminister Wüst gibt die neue Straße frei
Die Ortsumgehung Wassenberg (B221n) wird am Montag, 9. Dezember, 14.30 Uhr, freigegeben. Die Eröffnung mit NRW-Verkehrsminister Hendrik Wüst (CDU) findet auf der Brücke an der Friedrich-List-Allee in Wegberg, dem Beginn der Ortsumgehung, statt. Dabei sein werden auch Gerhard Rühmkorf, Ministerialdirigent im Bundesverkehrsministerium, und Elfriede Sauerwein-Braksiek, Direktorin von Straßen.NRW.