Rheinische Post vom 02.04.2022
Text: Stephan Vallata
Bild: dpa-tmn/Sina Schuldt
Kreis Heinsberg Bis 2024 will die Deutsche Glasfaser das schnelle Netz im Kreis Heinsberg auf fast 500 Kilometern Länge verlegen. Es ist das bis dato größte Förderprojekt in der Geschichte des Kreises.
Wer in der Gigabit-Gesellschaft dauerhaft Schritt halten möchte, benötigt schnelles Internet, egal ob privat oder beruflich. Immer größere Datenmengen müssen in möglichst kurzer Zeit virtuell von A nach B transportiert werden – auch im ländlichen Raum.
Um die letzten „weißen Flecken“ auf der Karte zu schließen, ist nun der Startschuss für den von Bund und Land geförderten Glasfaserausbau im Kreis Heinsberg gefallen. Mit einem Investitionsvolumen von rund 34,7 Millionen Euro ist es das bis dato größte Förderprojekt für den Kreis. Auf einer Länge von fast 500 Kilometern will die Deutsche Glasfaser bis Mitte 2024 die Leitungen im Boden verlegen. 50 Prozent der Baukosten trägt der Bund und 40 Prozent das Land, bleibt ein Eigenanteil von zehn Prozent für die Kommunen.
Bereits im Sommer des vergangenen Jahr hatten der Kreis und die Deutsche Glasfaser einen Zuwendungsvertrag unterzeichnet. Im Anschluss stand die Feinplanung an. Die Kooperation macht es möglich, dass nun 1387 Haushalte, 61 Schul- und Weiterbildungseinrichtungen sowie 79 gewerbliche Standorte ans Glasfasernetz angeschlossen werden.
Als „weiße Flecken“ werden Orte bezeichnet, an denen die Übertragungsgeschwindigkeit bei weniger als 30 Megabit pro Sekunde liegt. Sie sollen in zwei Jahren endgültig der Vergangenheit angehören. Entgegen der landläufigen Meinung sind es bislang auch die Innenstädte der Kommunen im Kreis, die noch unterversorgt sind, weil die dort bereits vorhandene Infrastruktur gemeinhin als ausreichend betrachtet wurde. Die meisten Ausbauadressen liegen in Wegberg (405), Erkelenz (220) und Heinsberg (212).
Der Heinsberger Landrat Stephan Pusch sprach beim symbolischen ersten Spatenstich am Sportpark Loherhof in Geilenkirchen in dieser Woche mit Vertretern des Bundes, des Landes und der Kommunen von „Stufe zwei der Rakete“, die nun gezündet werde.
„Mit der Versorgung der letzten weißen Flecken auf der Breitbandkarte im Kreis Heinsberg kommen wir dem Ziel einer flächendeckenden Glasfaserversorgung wieder ein großes Stück näher und sind im Rahmen der Digitalisierung einen bedeutenden Schritt weiter“, sagte Pusch. Die Ausbaudichte in der Region liege mittlerweile bei 90 Prozent.
Für den Ausbau wird die Deutsche Glasfaser den Kreis Heinsberg entlang der Rur in zwei Teile aufteilen. Durch diese Teilung sind auf beiden Seiten in etwa die gleiche Zahl an Anschlüssen und Leitungslängen zu verlegen. Der Einsatz jeweils eines Tiefbauunternehmens pro Teilkreis ermöglicht, dass immer mindestens in zwei Kommunen gleichzeitig gebaut werden kann und der Projektabschluss bereits Mitte 2024 realisiert sein wird. Als erste Kommunen sind Geilenkirchen und Wassenberg an der Reihe. Neben den geförderten Ausbauaktivitäten strebt die Deutsche Glasfaser dieses Jahr auch weitere eigenwirtschaftliche Ausbauprojekte in Erkelenz, Geilenkirchen, Heinsberg, Hückelhoven, Übach-Palenberg, Wassenberg und Wegberg an, wie das Unternehmen mitteilte. „Der Landkreis Heinsberg ist eines der allerersten Ausbaugebiete von Deutsche Glasfaser“, sagte Marius Dallmann, Geschäftsleiter Expansion. Bereits seit 2013 ist das Unternehmen mit Sitz in Borken hier aktiv. Auch die erste Niederlassung überhaupt wurde in Heinsberg angesiedelt.
„Wir freuen uns, dass wir nun mit kluger Kombination aus privatwirtschaftlichem und gefördertem Netzausbau noch effizienter auf die Bedürfnisse der Kommunen eingehen und den gesamten Kreis Heinsberg zügig für die digitale Zukunft rüsten“, sagt Dallmann weiter. Mehr als 65.000 Haushalte seien mit sogenanntem Fiber-to-the-home versorgt worden, also dem Anschluss bis ins Haus.
„Die letzten zwei Jahre haben gezeigt, wie der Begriff der Digitalisierung immer mehr Konturen annimmt“, sagte der Heinsberger Bundestagsabgeordnete Wilfried Oellers (CDU). Dafür braucht es eine entsprechend leistungsfähige Infrastruktur. „Gerade deshalb ist für viele Menschen im Kreis Heinsberg der Glasfaserausbau ein wesentlicher Grundpfeiler der Digitalisierung“, sagte Oellers.
Auch die Landtagsabgeordneten aus dem Kreis Heinsberg, Bernd Krückel (CDU), Stefan Lenzen (FDP) und Thomas Schnelle (CDU), sind froh darüber, dass alle an einem Strang ziehen: der Kreis Heinsberg mit seinen Städten und Gemeinden sowie das Land und der Bund als Fördermittelgeber.