Bei der Auftaktveranstaltung zum Thema „Sterbebegleitung oder Sterbehilfe?“ kamen in den Saal des Geilenkirchener Hotels Jabusch viele Bürgerinnen und Bürger aus dem Kreis Heinsberg, um sich über dieses Thema zu informieren, aber auch um mitzudiskutieren.
Seit der über 4-stündigen Debatte im Deutschen Bundestag wird dieses Thema nicht nur im Bundestag, sondern auch in der Öffentlichkeit sehr intensiv diskutiert. Die erste Diskussionsrunde in Geilenkirchen war der Beginn, dieses Thema auch im Wahlkreis zu diskutieren. Hierzu begrüßte MdB Wilfried Oellers seinen Fraktionskollegen aus dem Deutschen Bundestag Michael Brand aus Fulda, Ulrike Clahsen vom Hospiz in Erkelenz und den Präsidenten der Right-to-Die-Society, Dr. Aycke Smook.
In seinem Eingangsstatement stellte der Bundespolitiker Brand heraus, dass es statt einer Sterbehilfe eine Lebenshilfe geben müsse. „Sterben gehört zum Leben und darf kein Tabuthema sein. Das, was wir wirklich brauchen, ist Zuwendung und Begleitung schwerstkranker oder sterbender Menschen“, so Michael Brand. „Wir sollten aber nicht den Weg gehen, Hilfe zum Sterben zu leisten, sondern Hilfe beim Sterben leisten“, machte er klar. Die Hospizbewegungen müssten deutlich gestärkt werden. Für Ihn sei klar: Wenn die Tür zur Sterbehilfe einmal geöffnet sei, werde sie nicht mehr zu schließen sein.
Auch Ulrike Clahsen, Leiterin des Hospizes in Erkelenz, bestätigte, dass das Angebot der Hospize und Palliativstationen, aber auch die ambulante Unterstützung „noch einige Luft nach oben hat“. Clahsen wünschte sich ausdrücklich eine Verbesserung von ärztlicher Versorgung und der Kommunikation aller Beteiligten und der Gesellschaft. „Wir müssen ein Umfeld schaffen, damit der Mensch über seine Situation nachdenken kann“, schloss sie und plädierte für Selbstbestimmung bis zum letzten Atemzug.
Für Dr. Aycke Smook, niederländischer Präsident der „Right to Die“-Gesellschaft in Europa, ist die Sterbehilfe eine Möglichkeit, die Würde des Menschen auch im Sterben zu erhalten. „Denn es gibt einem viel Ruhe, wenn man weiß, dass es möglich ist“, so seine Erfahrung aus den Niederlanden, wo die Sterbehilfe erlaubt ist.
An diese Wortbeiträge schloss sich eine rege Diskussion mit den Besuchern der Veranstaltung an. Es gab kontroverse Meinungen, ob und wenn ja in welcher Form Sterbebegleitung oder gar Sterbehilfe geleistet werden darf. Sie reichten von der Befürwortung einer Strafbarkeit jeglicher Suizidteilnahme bis zum Plädoyer für die Freigabe der Tötung auf Verlangen. So sagte MdB Oellers zum Ende der Veranstaltung: „Ich teile hier die Einschätzung unseres Parlamentspräsidenten Norbert Lammert, dass wir vielleicht über das anspruchsvollste Gesetzgebungsprojekt dieser Legislaturperiode zu entscheiden haben.“
Die Diskussion über das geplante Verbot der kommerziellen, organisierten Sterbehilfe wird auch in den kommenden Monaten weiterhin breiten Raum in der öffentlichen Debatte einnehmen und im Rahmen der angekündigten Veranstaltungen im Wahlkreis weitergeführt.